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De Croo wird Regierungschef in Belgien

ahe - 493 Tage nach der Parlamentswahl haben sich die Parteien in Belgien auf eine neue Regierungskoalition verständigt. Ministerpräsident wird der 44 Jahre alte flämische Liberale Alexander De Croo, der heute vereidigt werden soll. Die genaue...

De Croo wird Regierungschef in Belgien

ahe – 493 Tage nach der Parlamentswahl haben sich die Parteien in Belgien auf eine neue Regierungskoalition verständigt. Ministerpräsident wird der 44 Jahre alte flämische Liberale Alexander De Croo, der heute vereidigt werden soll. Die genaue weitere Postenverteilung war gestern zunächst noch unklar. Der neuen Koalition gehören sieben Parteien an, die zusammen auf gut 53 % der Stimmen im föderalen belgischen Parlament kommen.De Croo, der der Partei Open Vlaamse Liberalen en Democraten (Open VLD) angehört, war in der bisherigen geschäftsführenden Regierung Vizepremier und Finanzminister gewesen. Er war von König Philippe zuletzt zusammen mit dem wallonischen Sozialdemokraten Paul Magnette mit der Regierungsbildung betraut gewesen. Magnette, der lange auch als potenzieller neuer Regierungschef galt, beglückwünschte De Croo und erklärte, dieser sei eine ausgezeichnete Wahl. Damit endet jetzt die Amtszeit der französischsprachigen Liberalen Sophie Wilmès, die die Regierung seit Herbst 2019 geschäftsführend als Nachfolgerin des heutigen EU-Ratspräsidenten Charles Michel geleitet hatte.De Croo ist bereits seit Oktober 2012 in der belgischen Föderalregierung aktiv und war seither unter verschiedenen Ministerpräsidenten bereits Vizepremier. Unter dem sozialdemokratischen Premierminister Elio Di Rupo war er Pensionsminister gewesen, unter Charles Michel dann für die Entwicklungszusammenarbeit zuständig. Zahlenverliebter FeministDer neue Premier ist schon früh in seiner Familie mit Politik in Berührung gekommen: Sein Vater ist Herman De Croo, der selbst viele Jahre Minister für verschiedene Ressorts und auf unterschiedlicher politischer Ebene war. De Croo, der verheiratet ist und zwei Söhne hat, studierte Business Engineering in Brüssel und hat einen MBA der Kellog School of Management (Universität von Chicago) vorzuweisen.Vor seinem Eintritt in die Politik arbeitete der Wirtschaftsingenieur bis 2006 sieben Jahre lang für Boston Consulting und gründete dann sein eigenes Unternehmen, eine Beratungsfirma für geistige Rechte. Über sich selbst schreibt er auf seiner Homepage, er liebe “Zahlen, aber auch Menschen”. Im vergangenen Jahr schrieb er ein Buch über das “Zeitalter der Frauen”, in dem er sich für die Chancengleichheit von Männern und Frauen einsetzte.De Croo wird jetzt die sogenannte “Vivaldi-Koalition” führen, die aus Liberalen, Grünen und Sozialdemokraten sowie flämischen Christdemokraten besteht. Die in Flandern besonders starken rechten Parteien – die nationalistische N-VA, die 16 % der Stimmen erhalten hatte, sowie die rechtsextreme Vlaams Belang (12 %) bleiben außen vor. Der Name Vivaldi nimmt Bezug auf die Farben der beteiligten Parteien: Grün, Rot, Orange und Blau. Sie erinnern an die vier Jahreszeiten – und damit an das wohl bekannteste Werk des Komponisten Antonio Vivaldi. De Croo warb gestern um Vertrauen für diese Koalition, die die richtigen Prioritäten habe.