Der Finanzbranche greifen Regierungsmaßnahmen zu kurz
Der Finanzbranche greifen Regierungsmaßnahmen zu kurz
Der Finanzbranche greifen Regierungsmaßnahmen zu kurz
CFS-Umfrage: Bürokratieabbau schon zu oft versprochen
ba Frankfurt
Die deutsche Finanzbranche stellt den bisherigen Aktivitäten der Bundesregierung noch kein allzu gutes Zeugnis aus. In der vierteljährlichen Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) machen sie noch einen deutlichen Handlungsbedarf aus. Anders sieht es bei Unternehmen aus, die erwarten, vom Konjunkturpaket zu profitieren: Sie blicken optimistischer in die Zukunft, wie der SAFE-Index zur Manager-Stimmung zeigt. Hinsichtlich des globalen Wirtschaftsumfelds bleiben sie hingegen überwiegend vorsichtig, wie Florian Heider, Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE erklärt.
58,9% der vom CFS Befragten glauben, dass die Maßnahmen der Bundesregierung die Konjunktur kaum bis gar nicht ankurbeln, weitere 28,6% rechnen mit nur geringen positiven Effekten. Auch die bisherigen Entscheidungen zur steuerlichen Entlastung von Unternehmen finden wenig Anklang: 70,1% halten sie für unzureichend und fordern gleichzeitig vermehrte Einsparungen bei den staatlichen Ausgaben. 18,5% der Teilnehmer hingegen halten die geplanten Entlastungen angesichts der Haushaltslage für angemessen.
Bürokratieabbau schon zu oft versprochen
Auch das Digitalministerium muss sich in den Augen der Umfrageteilnehmer noch beweisen: Nur 2,9% erwarten, dass es innerhalb der nächsten drei Jahre zu einem erheblichen Bürokratieabbau kommt. 58,1% rechnen mit keinem oder nur geringen Fortschritt bei der Entbürokratisierung. „Diese niedrigen Erwartungen sind sicher auch den Enttäuschungen der Vergangenheit geschuldet. Bürokratieabbau wurde schon früher versprochen, aber kaum umgesetzt. Hier liegt also auch eine Chance der Regierung, durch konsequente Reformen zu punkten“, erläutert CFS-Geschäftsführer Volker Brühl.
In Sachen Gesetzlicher Rentenversicherung (GRV), in der die Finanzierungsprobleme immer größer werden, empfiehlt Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance, den Blick in erfolgreiche Länder wie Schweden oder die Niederlande. Denn 86,6% der Befragten trauen der Bundesregierung nicht zu, hier eine langfristig tragfähige Lösung auf den Weg zu bringen.
Positives Signal beim Mitarbeiterwachstum
Der CFS-Index, der vierteljährlich die Verfassung der deutschen Finanzbranche abbildet, ist im zweiten Quartal um 1,9 auf 106,0 Punkte gesunken. Dabei pendelten sich das Umsatz- und Ertragswachstum auf dem Niveau des Vorjahres ein. Das Wachstum des Investitionsvolumens in Produkt- und Prozessinnovationen der Finanzbranche sank leicht, liegt damit aber immer noch etwas über dem Vorjahresniveau. Die Erwartungen der gesamten Finanzbranche für das laufende Quartal sind uneinheitlich. Positive Signale gab es hingegen beim Mitarbeiterwachstum. „Ganz offensichtlich wartet die Finanzindustrie ab, was der ‚Herbst der Reformen‘ für sie bedeuten wird; sie stärkt aber bereits ihre Personalbasis, um auf neue Herausforderungen flexibel reagieren zu können“, resümiert CFS-Direktor Rainer Klump.
Finanzplatz Deutschland verliert einen Platz
Die zukünftige internationale Bedeutung des Finanzplatzes Deutschland schätzen die Umfrageteilnehmer wieder etwas schwächer ein, wobei die Stimmung bei den Finanzinstituten stärker nachgab als bei den Dienstleistern. Diese Einschätzung deckt sich mit der Entwicklung des Global Financial Center Index (GFCI): Frankfurt wurde als der führende Finanzplatz der EU bestätigt, rutschte aber einen Platz ab und liegt nun hinter Dubai, erklärt Oliver Behrens, Präsident von Frankfurt Main Finance. „Die schwierige geopolitische Lage und die Ungewissheit über Art und Umfang nationaler Reformen drücken auf die Stimmung.“ Jedoch würden „die Investitionen und Reformen allein schon qua Umfang den Finanzplatz beflügeln“. Zudem arbeiteten Politik, Aufsicht und Finanzindustrie zusammen an der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

SAFE
Die automatisierte Textanalyse des SAFE, die positive und negative Aussagen der Führungskräfte von börsennotierten Unternehmen in Deutschland in Geschäftsberichten und Analystenkonferenzen auswertet, zeigt hingegen, dass das Konjunkturpaket für einige Branchen ein positives Signal darstellt. Das allgemeine Geschäftsumfeld gilt hingegen weiterhin als anspruchsvoll. SAFE-Professor Alexander Hillert berichtet, „dass Unternehmen von einem ad hoc Krisenmanagement zu einer eher vorausschauenden Perspektive übergehen“. Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung fiel im Oktober leicht von –0,32 auf –0,40 Punkten. Dabei zeigten sich die beiden Komponenten kaum verändert. Die Finanzberichte spiegelten weiter einen negativen Ton wider, die Stimmung bei den Analystenkonferenzen blieb trotz leichter Abschwächung positiv.