NOTIERT IN BERLIN

Der härteste Black Friday für die Nachkriegsgeneration

Seit der Berliner Senat am Donnerstag entschieden hat, dass in der Hauptstadt auch über Weihnachten strenge Regeln zur Kontaktbeschränkung gelten, überschlagen sich die Oppositionsparteien im Abgeordnetenhaus mit Kritik. Vom "härtesten...

Der härteste Black Friday für die Nachkriegsgeneration

Seit der Berliner Senat am Donnerstag entschieden hat, dass in der Hauptstadt auch über Weihnachten strenge Regeln zur Kontaktbeschränkung gelten, überschlagen sich die Oppositionsparteien im Abgeordnetenhaus mit Kritik. Vom “härtesten Weihnachtsfest für die Nachkriegsgeneration”, von dem der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) unter der Woche in Düsseldorf schwadronierte, war in Berlin zwar nicht die Rede. Vorweihnachtliche Stimmung wollte kurz vor dem Start in den Advent aber nicht aufkommen. “Die Fünf-Personen-Regelung über die Festtage ist unsensibel, lebensfremd und wird der Bedeutung des Weihnachtsfestes nicht gerecht”, schimpfte der Berliner CDU-Vorsitzende, Kai Wegner, am Freitag: “Ich appelliere an den Senat, für Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage auf die Linie der anderen Bundesländer einzuschwenken.” *Der Senat hat entschieden, die zwischen Bund und Ländern verabredeten Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen für private Treffen über die Feiertage nicht umzusetzen. In Berlin sollen sich auch über die Feiertage maximal fünf Personen zu privaten Zusammenkünften treffen dürfen – Kinder im Alter bis 14 Jahren nicht mitgerechnet. Bund und Länder hatten sich zuvor für Treffen “im engsten Familien- oder Freundeskreis” vom 23. Dezember bis 1. Januar auf eine Obergrenze von zehn Personen plus Kinder bis 14 Jahren verständigt. Der Chef der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Georg Pazderski, warf dem Senat vor, den Menschen das Weihnachtsfest “vermiesen” zu wollen. “Mit den jetzt festgelegten Verboten wird das Familienfest für viele nahezu unmöglich gemacht”, erklärte er am Freitag. “Weihnachten wird bewusst zerstört: Tränen statt Freude, Einsamkeit statt Wärme, Unverhältnismäßigkeit statt Tradition”, sagte der AfD-Mann in bester Tradition aller Retter des Abendlandes, die den Weihnachtsbaum schon vor Corona bedrohlich wanken sahen. * Eine vorweihnachtliche Tradition kann der rot-rot-grüne Senat den Menschen indes nicht mehr vermiesen. Denn während Wegner und Pazderski noch auf die Stadtregierung schimpften, gaben sich viele Berlinerinnen und Berliner dem Konsumrausch am “Black Friday” hin, der in diesem Jahr den fehlenden Glühweinrausch kompensieren muss. Mit Mund-Nase-Maske und Abstandsregeln dürfte es sich zwar um den härtesten Black Friday für die Nachkriegsgeneration gehandelt haben, seit der Einkaufstag zum Auftakt in das Weihnachtsgeschäft vor einigen Jahren aus den USA nach Deutschland geschwappt ist. Doch die Besinnlichkeit will man sich nicht nur in der Hauptstadt auch von Corona nicht nehmen lassen. Der deutsche Einzelhandel rechnet für den Black Friday und den darauffolgenden Cyber Monday mit einem Umsatz von 3,7 Mrd. Euro, ein Fünftel mehr als 2019 – ganz ohne Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen.