Einkaufsmanagerindex

Der Süden trägt die Stimmung

Die Dienstleister in Italien und Spanien haben die Schwäche ihrer Pendants in Frankreich und Deutschland annähernd ausgeglichen. Eine Erholung des Sektors scheint möglich, wie die finalen Daten der Einkaufsmanagerumfrage zeigen.

Der Süden trägt die Stimmung

Der Süden trägt die Stimmung

Einkaufsmanagerindex hochrevidiert − KfW: „Mittelstand sieht Licht am Ende des Tunnels“

ba Frankfurt

Die Euro-Wirtschaft wächst zwar nur geringfügig, aber doch etwas stärker als zunächst gemeldet. Dabei erweist sich die Industrie als Triebfeder, wohingegen die Dienstleister erstmals seit November schwächeln. Die Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global für Mai zeigt zudem eine erneut geringere Nachfrage nach Industrieerzeugnissen und Dienstleistungen, einen gebremsten Beschäftigungsaufbau und einen weiteren Abbau der Auftragsbestände. Trotz leichter Verbesserung blieb der Ausblick S&P zufolge relativ gedämpft. Dass der Inflationsdruck abgenommen hat, liegt größtenteils an den rückläufigen Einkaufs- und Verkaufspreise im verarbeitenden Gewerbe.

Der finale Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Dienstleister und Industrie zusammenfasst, ist im Mai um 0,2 auf 50,2 Punkte gesunken. Die Erstschätzung lag bei 49,5 Zählern. Mit einem Wert nahe der neutralen 50-Punkte-Schwelle signalisiert er laut S&P nur noch ein „äußerst schwaches Wachstum“. Der Index der Dienstleister rutschte unter diese Schwelle und notiert nun bei 49,7 Punkten nach 50,1 im Vormonat. Die Erstschätzung hatte hier einen Rückgang auf 48,9 Punkte ergeben. Das Barometer der Industrie hingegen legte wie bereits in der Erstschätzung avisiert um 0,4 auf 49,4 Punkte zu.

Der Süden rettet das Ergebnis

„Der Süden Europas sorgt dafür, dass der Dienstleistungssektor insgesamt vor einem Einbruch bewahrt bleibt“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. Das solide Service-Wachstum in Italien und die leicht abgeschwächte, aber immer noch positive Expansionsrate in Spanien seien maßgeblich dafür verantwortlich, dass der in Frankreich milde und in Deutschland relativ kräftige Rückgang der Aktivität aufgefangen werde. „Sollten die südeuropäischen Länder die Dynamik einigermaßen aufrecht erhalten, während die deutschen Dienstleister von der expansiven Fiskalpolitik anfangen könnten zu profitieren, ist eine Erholung in diesem Sektor in diesem Jahr gut möglich.“ Allerdings, so schränkt de la Rubia ein, sei die Zuversicht, dass es so komme, trotz leichtem Anstieg im historischen Vergleich immer noch nicht besonders ausgeprägt.

Italien an der Spitze

Unter den von der Umfrage erfassten Euro-Ländern wuchsen nur Spitzenreiter Italien (52,5 Punkte) und Spanien (51,4). Dabei expandierte die italienische Wirtschaft so kräftig wie zuletzt vor über einem Jahr, während Spaniens Wirtschaftsleistung so langsam wuchs wie seit 17 Monaten nicht mehr. Frankreich schrumpfte mit der niedrigsten Rate seit neun Monaten und näherte sich damit der Stagnation weiter an. Der PMI Composite wurde auf 49,3 Punkte nach oben revidiert, die Erstschätzung lag bei 48,0 Zählern. Das Pendant der deutschen Wirtschaft wurde hingegen um 0,1 auf 48,5 Punkte nach unten revidiert, und signalisiert erstmals seit fünf Monaten wieder ein Schrumpfen. Insgesamt gesehen ist de la Rubia zuversichtlich, dass im Jahresverlauf weitere Leitzinssenkungen der EZB und fiskalische Impulse − vor allem aus Deutschland − „reichen, um die negativen Effekte von höheren Zöllen und der gestiegenen Unsicherheit zu kompensieren“.

Der deutsche Mittelstand sieht einer Umfrage zufolge bereits Licht am Ende des Tunnels: Das KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer hat im Mai vor allem wegen der deutlich zuversichtlicheren Erwartungen zum dritten Mal in Folge zugelegt. Gemäß Daumenregel, so betont die KfW, ist damit die Trendwende zum Besseren vollzogen.

Das Stimmungsbarometer war im März kräftig und im April zumindest leicht gestiegen. Und dies, obwohl im März bereits klar war, dass US-Präsident Donald Trump saftige Importzölle erheben würde – was er am Liberation Day Anfang April dann auch getan hat. „Für 2026 zeichnet sich eine Konjunkturerholung in Deutschland ab“ lautet das Resümee der Förderbank.

ba Frankfurt
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