NOTIERT IN NEW YORK

"Deutsch Bag" de Blasio in der Hamburger Hölle

"Willkommen in der Hölle" lautete das Motto, mit dem die linksautonome Szene die Teilnehmer des G 20-Gipfels Anfang Juli in Hamburg begrüßte. Mit dabei war auch Bill de Blasio, seit 2014 Bürgermeister von New York, der auf Einladung des Bündnisses...

"Deutsch Bag" de Blasio in der Hamburger Hölle

“Willkommen in der Hölle” lautete das Motto, mit dem die linksautonome Szene die Teilnehmer des G 20-Gipfels Anfang Juli in Hamburg begrüßte. Mit dabei war auch Bill de Blasio, seit 2014 Bürgermeister von New York, der auf Einladung des Bündnisses “Hamburg zeigt Haltung” im Rahmen einer friedlichen Protestveranstaltung am Rande der G 20 auftrat. Er werde die Strategien der Hansestadt mit Blick auf erneuerbare Energien und frühkindliche Erziehung studieren, erklärte de Blasio, ein Mitglied der Demokratischen Partei, nach einem Treffen mit dem Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz. Außerdem wolle er mit seinem Auftritt in Hamburg deutlich machen, dass nicht alle Amerikaner die Ansichten von US-Präsident Donald Trump etwa im Zusammenhang mit dem Klimawandel teilen, der bei dem Treffen der G 20 eine wichtige Rolle spielte, sagte der Bürgermeister zur Begründung seiner Reise. Schließlich nutzte de Blasio die Gelegenheit, seinen Sohn Dante zu besuchen, der den Sommer in Deutschland verbringt, bevor er im Herbst an die Yale-Universität zurückkehren wird. *Zu Hause in New York kamen die Erklärungen des Bürgermeisters, der sich im November der Wahl für eine zweite Amtszeit stellt, nicht gut an. “Komm nicht zurück”, rief die “New York Post”, die als Gegenstück zur liberalen “New York Times” traditionell den Republikanern nahesteht, dem Bürgermeister auf ihrer Titelseite nach, als er gerade in das Flugzeug gestiegen war. “Deutsch Bag”, prangte in Anlehnung an den gar nicht hanseatischen Ausdruck “Douchebag” am Tag seiner Rückkehr in großen Lettern neben einem Bild des Bürgermeisters auf dem gleichen Titel. Nicole Malliotakis, die bei der Wahl im Herbst wohl als republikanische Herausforderin ins Rennen gehen wird, machte dem Bürgermeister ebenfalls die Hölle heiß. Sie verschickte über die sozialen Medien ein bearbeitetes Foto von de Blasio, wie er in Lederhosen vor einem großen Teller mit Wurst und Sauerkraut sitzt. “Währenddessen bricht das U-Bahn-System zusammen, sexuelle Straftaten legen prozentuell zweistellig zu, der Müll türmt sich in den Straßen und die Zahl der Obdachlosen steigt … #G20”, twitterte Malliotakis dazu. Harsche Kritik kam auch von Organisationen, die der New Yorker Polizei nahestehen und mit dem Bürgermeister ohnehin fremdeln. Kurz bevor de Blasio die Stadt verließ, wurde eine junge Polizistin im Dienst ermordet. “Es war komplett falsch von ihm, nach Deutschland zu fliegen, unerhört vor dem Hintergrund des Polizistenmordes”, erklärte Sal Albanese, der im Vorwahlkampf der Demokratischen Partei gegen de Blasio antritt. Dass bei den Krawallen rund um den G 20-Gipfel 160 Polizisten verletzt wurden, kam bei der Truppe auch nicht besonders gut an. “Auf welcher Seite stehen Sie, Herr Bürgermeister???”, fragte die Sergeants Benevolent Association über die sozialen Medien. *Nach Einschätzung von Beobachtern wird der Auftritt in Hamburg die Chancen des New Yorker Bürgermeisters auf eine Wiederwahl trotz der Aufregung in den vergangenen Tagen kaum beeinflussen. Auch der “Summer of Hell”, durch den sich derzeit alle Pendler schlagen, die über Penn Station allmorgendlich nach New York kommen, während die Eisenbahngesellschaft Amtrak dringende Instandsetzungsarbeiten durchführt, dürfte de Blasio kaum aus der Ruhe bringen. Die meisten Betroffenen kommen aus New Jersey oder von Long Island und entscheiden bei der Wahl nicht mit. In Teufels Küche könnte de Blasio dagegen das marode New Yorker U-Bahn-System bringen, wo es im Juli mehrfach zu Entgleisungen gekommen war, die den öffentlichen Nahverkehr empfindlich störten. Jetzt will die Metropolitan Transportation Authority mehr als 830 Mill. Dollar investieren, um die gröbsten Mängel zu beheben. Ein “gut gemeinter Plan”, befand de Blasio bei einer Pressekonferenz in einer U-Bahn-Station. Über die Verteilung der Kosten gibt es allerdings noch Meinungsverschiedenheiten. Kaum Renovierungsbedarf gibt es übrigens im Stadtteil “Hell’s Kitchen”, der seit 2015 über die für 2,4 Mrd. Dollar erweiterte U-Bahn-Linie 7 erreichbar ist.