Deutsche Industrie kommt voran

Industrieproduktion auf 87 Prozent des Vorkrisenniveaus - Deutliches Plus auch in anderen Euro-Industrien

Deutsche Industrie kommt voran

Die deutsche Industrie arbeitet sich immer weiter zum Vorkrisenniveau zurück. Im Juni hat die Produktion deutlich zugelegt, und Frühindikatoren zeigen, dass der Aufwärtstrend anhält. ba Frankfurt – Die deutsche Industrie arbeitet sich sukzessive aus ihrem coronabedingten Tief heraus. Sie hat im Juni die Fertigung etwas stärker als vorausgesagt ausgeweitet und erwartet eine weitere Steigerung der Produktion in den kommenden Monaten. Die höher als prognostiziert ausgefallenen Auftragseingänge sowie die kräftig gestiegenen Exporte sorgen ebenfalls für weiteren Schwung, so dass sich die Ökonomen in ihrer Einschätzung bestätigt sehen, dass die Wirtschaft im dritten Quartal signifikant zulegen wird. Die Gangart wird allerdings wohl wieder etwas langsamer werden, da bei wichtigen Handelspartnern Deutschlands die Infektionszahlen steigen und daher die Auslandsnachfrage immer noch schwächelt.Vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge haben Industrie, Bau und Energieversorger zusammen ihren Output um 8,9 % zum Vormonat gesteigert. Ökonomen waren im Schnitt von einem Produktionsplus von 8,2 % ausgegangen, nachdem die Industrieumsätze im Juni um 12,5 % und die Auftragseingänge um 27,9 % zugelegt hatten (vgl. BZ vom 7. August). Allerdings ist der Ausstoß im Mai nicht ganz so stark ausgeweitet worden wie zunächst gemeldet – die Wiesbadener Statistiker korrigierten den Zuwachs um 0,4 Punkte auf 7,4 % nach unten. Im April war die Fertigung noch um 17,5 % gesunken nach – 8,9 % im März.Dass das Vorkrisenniveau noch weit entfernt ist, zeigt sich im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen: Demgegenüber ist die Produktion Destatis zufolge im Juni um 12,1 % zurückgegangen. Zum Juni 2019 ist die Fertigung um 11,7 % gedrosselt worden.”Die seit Mai zu beobachtende Erholung der Produktion hat sich im Juni fortgesetzt”, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die am Freitag veröffentlichten Daten. 87 % des Produktionsniveaus vom vierten Quartal 2019, also vor Ausbruch des Covid-19-Virus, seien damit wieder erreicht. Auch die Automobilindustrie ist ein gutes Stück weit vorangekommen – hier beträgt der Abstand zum Februar laut Destatis noch gut 20 %.Im Juni hat diese Schlüsselbranche die Produktion im Monatsvergleich um 54,7 % ausgeweitet und damit kräftig zum Fertigungsplus der Industrie im engeren Sinne von 11,1 % beigetragen. Außerhalb der Industrie hat insbesondere die Energieerzeugung deutlich zugelegt (+5,5%), das Baugewerbe fertigte 1,4 % mehr.Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen erwartet für den Durchschnitt des dritten Quartals ein deutliches Fertigungsplus, “da die Produktion im Juli weiter gestiegen sein dürfte – zumindest hat sie dies im sehr wichtigen Autosektor nach Angaben des VDA getan – und derzeit für August und September nichts auf einen neuerlichen Rückgang deutet”. Im zweiten Quartal war der Output laut Wirtschaftsministerium im verarbeitenden Gewerbe insgesamt noch um 16,1 % im Quartalsvergleich gedrosselt worden, “vor allem aufgrund der Einschränkungen im Shutdown-Monat April”.Für weitere Zuversicht sorgt auch der zunehmende Lkw-Verkehr, der aber auch noch nicht wieder zum Vorkrisenniveau aufgeschlossen hat. Destatis vermeldet für Juli eine im Monatsvergleich um 1,9 % höhere Fahrleistung mautpflichtiger Lkw mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen – das sind 2,0 % weniger als im Vorjahr und immer noch 4,7 % weniger als im Februar. Ebenfalls ein positives Signal kommt vom Ifo-Produktionsindex, der im Juli um 10,3 auf 14,7 Punkte zugelegt hat. Die Stimmung habe sich das dritte Mal in Folge verbessert und die Industrie erwarte in den nächsten drei Monaten eine Produktionszunahme, resümiert Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.Und auch die Industrie im Euroraum kommt voran: Experten erwarten, dass die Produktion um 12,0 % im Juni ausgeweitet wurde. Eurostat veröffentlicht die Daten am Mittwoch. Dafür spricht, dass die Industrieproduktion in Frankreich, der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft, im Juni um 12,7 % zugelegt hat nach einem Plus von 19,9 % im Mai. Spaniens Industrie weitete die Fertigung im Juni um 14,0 % aus nach dem Zuwachs von 14,7 % im Mai. Die italienische Industrie erhöhte den Ausstoß im Juni um 8,2 %, im Mai waren es + 42,1 %.