Deutsche Industrie weniger wettbewerbsfähig
Industrie weniger wettbewerbsfähig
ba Frankfurt
Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen ist es schlecht bestellt, vor allem im Maschinenbau. Besserung ist nicht in Sicht – denn neben die strukturellen Probleme wie hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie, Regulierung und maue Investitionsbedingungen tritt nun der 15%-ige Strafzoll der USA auf die meisten Güter. Laut dem Ifo Institut beklagte im Juli rund jedes vierte Industrieunternehmen einen Rückgang seiner Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern außerhalb der EU – ähnlich hoch wie in der vorherigen Umfrage im April. Und auch im innereuropäischen Wettbewerb sei keine Trendwende in Sicht: Der Anteil der Firmen mit nachlassender Wettbewerbsfähigkeit gegenüber EU-Mitgliedstaaten sank von 13,4% auf 12,0%.
Ein ähnliches Bild zeichnete bereits die quartalsweise Umfrage der EU-Kommission: Der Index, der die Einschätzung der deutschen Manager zu ihrer Wettbewerbsfähigkeit außerhalb der EU misst, erholte sich im Juli leicht – bleibt damit aber auf extrem niedrigen Niveau. Das Rekordtief der seit dem Jahr 2000 laufenden Zeitreihe stammt aus dem ersten Quartal dieses Jahres. Zu Beginn des dritten Quartals nahm auch die Zufriedenheit mit der Auftragsentwicklung zu und die Kapazitätsauslastung stieg von 76,9% auf 77,1%.
Autobranche im Höhenflug
Im vergangenen Vierteljahr hat sich laut Ifo-Umfrage in keiner Industriebranche die Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Der Maschinenbau ist dabei am stärksten betroffen. Hier stieg der Anteil der Unternehmen mit sinkender Wettbewerbsfähigkeit von 22,2% auf das Rekordhoch von 31,9%. Auch in der Elektroindustrie nahm der Wettbewerbsdruck weiter zu. In der Automobilbranche hingegen halbierte sich der Anteil derer, die ihre Position negativer einschätzten, von 33,0% auf 16,1%.
Dies deckt sich mit dem im Juli deutlich gestiegenen Geschäftsklima in der gewichtigen Branche. Die Unternehmen der Autoindustrie bewerteten die aktuelle Lage sowie die Geschäftsaussichten besser und auch ihre Exporterwartungen waren gestiegen. Im Wettbewerb mit dem EU-Ausland sahen sich mehr als 30% besser aufgestellt als im Vorquartal. Allerdings, so schränken die Münchener Forscher ein, ging in die Geschäftsklimaumfragen vom Juli noch nicht die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU vom 27. Juli ein.
Strukturelle Defizite bremsen
„Die deutsche Industrie kämpft mit strukturellen Nachteilen“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Viele Unternehmen verlieren dadurch im globalen Vergleich an Boden.“
Die Herausforderungen für die deutsche Industrie im internationalen Wettbewerb blieben gewaltig. Nach der vorläufigen Einigung im Zollstreit müssten die hiesigen Firmen mit einem strukturellen Aufschlag von 15% gegenüber Wettbewerbern in den USA leben. „Noch ist unklar, ob dies durch neue Handelsbeziehungen kompensiert werden kann“, warnte der Ifo-Experte.