Die Schuldenquote des deutschen Staates ist im Coronajahr 2020 erstmals seit sieben Jahren gestiegen – von 59,7 auf 70% der Wirtschaftsleistung. Das meldete das Statistische Bundesamt (Destatis). In absoluten Zahlen sind die deutschen Staatsschulden demnach im vergangenen Jahr um 275 Mrd. Euro auf 2,332 Bill. Euro angestiegen. „Dies ist der stärkste Anstieg der Schuldenquote innerhalb eines Jahres seit der Wiedervereinigung“, notierten die Wiesbadener Statistiker.

Damit entfernt sich Deutschland wieder ein ganzes Stück von den im Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU festgelegten Grenzen. Die sogenannten Maastricht-Kriterien sehen eine Verschuldung von maximal 60% des Bruttoinlandsprodukts vor. Im Jahr vor der Coronakrise hatte der deutsche Fiskus diese Marke mit 59,7% unterschritten – zum ersten Mal seit 2002. Aufgrund der Pandemie sind die Haushaltsregeln der EU zurzeit ausgesetzt. Das soll nach dem Willen von EU-Kommission und Eurogruppe auch noch 2022 gelten.

Ökonomen sehen die Tragfähigkeit der Schulden überwiegend nicht in Gefahr. KfW-Ökonom Philipp Scheuermeyer verwies in einer entsprechenden Studie darauf, maßgeblich sei das voraussichtlich weiter günstige Verhältnis von Zins und Wachstum: „Bei den gegenwärtig äußerst niedrigen Zinsen könnte Deutschland die Maastricht-Grenze schon im laufenden Jahrzehnt wieder unterschreiten.“ Das hat auch für die laufende Debatte über eine weitere Aussetzung oder gar Abschaffung der im Grundgesetz vereinbarten Schuldenbremse Gewicht.

Einen Wert jenseits von 70% gab es für Deutschland zuletzt im Jahr 2015 mit 72,3%. Die bisher höchste Schuldenquote wies Deutschland 2010 mit 82,5% aus. Damals hatte der Bund in der Wirtschafts- und Finanzkrise unter anderem Milliarden in die Rettung von Banken gesteckt. Im vergangenen Jahr gaben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes knapp 140 Mrd. Euro mehr aus, als sie einnahmen.