Deutsche Teuerung liegt oberhalb des EZB-Ziels fest
Deutsche Teuerung liegt oberhalb des EZB-Ziels fest
Teuerung liegt oberhalb des EZB-Ziels fest
Deutsche Inflation durch Dienstleistungspreise getrieben – Große Bandbreite in der Eurozone erschwert Geldpolitik
Die große Spanne bei der Inflation in der Eurozone macht der EZB die Zinsentscheidung schwer. In Frankreich und Italien liegt sie trotz guter Konjunktur unterhalb des EZB-Ziels, in Deutschland trotz weitgehender Stagnation deutlich darüber. Und die Konsumenten sind verunsichert, zeigt eine EZB-Umfrage.
lz Frankfurt
Die Inflation in Deutschland hält sich hartnäckig über der Zwei-Prozent-Marke der EZB. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im November nach nationaler Abgrenzung um 2,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung ermittelte. Im Oktober lag die Teuerung auf dem gleichen Niveau. Mit Blick auf den harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), den die EZB zum Maßstab nimmt, liegt die Inflation sogar noch deutlicher über dem EZB-Ziel von zwei Prozent: bei 2,6% zum Vorjahresmonat.
Erste nationale Inflationsdaten zeigen zudem, dass der Preisdruck nicht in allen Eurostaaten auf ähnlichem Niveau liegt. In Frankreich etwa liegt sie nach ersten Schätzungen bei 0,8%, und in Italien bei 1,1%. Diese Bandbreite dürfte der EZB die Zinsentscheidung deutlich schwerer machen. Zumal bezüglich Deutschland eine vergleichsweise hartnäckig hohe Teuerung mit einer ausgeprägten Konjunkturschwäche einhergeht, was man bei noch höherer Inflation mit dem Begriff der „Stagflation“ bezeichnen würde.
Energiekosten sinken
Entlastet wurden die Verbraucher durch billigere Energie. Dafür mussten 0,1% weniger bezahlt werden als ein Jahr zuvor. Dienstleistungen verteuerten sich erneut um durchschnittlich 3,5%. Die Preise für Nahrungsmittel zogen um 1,2% an. Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die sogenannte Kerninflation, die ebenfalls große Relevanz für die Geldpolitik hat, lag bei 2,7%.
Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen rechnet auch für die kommenden Monate nicht mit einem Rückgang der Kernteuerungsrate und verweist auf die steigenden Reallöhne in Deutschland. Sie haben nach jüngsten Daten der Wiesbadener Statistiker um rund 2,7% zugelegt und damit den Rückgang seit der Corona-Pandemie mehr als kompensiert. „Dies dürfte insbesondere die Preise der zumeist sehr arbeitsintensiven Dienstleistungen weiter anschieben, auch wenn die schwache Konjunktur es den Unternehmen sicherlich erschwert, die höheren Lohnkosten an ihre Kunden weiterzugeben“, erwartet er.
Basiseffekte bremsen
Auch die Bundesbank sieht den Preisdruck in Deutschland nach wie vor mit Sorge. „In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate vor allem aufgrund von Basiseffekten vorübergehend noch etwas höher ausfallen“, schreibt sie in ihrem aktuellen Monatsbericht mit Blick auf grundlegende strukturelle Entwicklungen. Anfang 2026 wird ein preiserhöhender Basiseffekt bei Nahrungsmitteln erwartet. Dem dürfte allerdings eine sinkende Teuerung im Energiebereich gegenüberstehen. Entscheidend sind hierfür die geringeren Netzentgelte für Strom, die wiederum durch höhere CO₂-Preise konterkariert werden könnten. Grundsätzlich sei der Inflationsausblick für den Beginn des kommenden Jahres unsicherer als üblich, betonte die Bundesbank.
Konsumenten verunsichert
Die Verbraucher in der Euro-Zone gehen ebenfalls nicht von einer Entspannung an der Preisfront aus. Laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sie ihre kurzfristigen Inflationserwartungen etwas angehoben. Im Mittel (Median) veranschlagen sie auf Zwölfmonatssicht nun eine Teuerungsrate von 2,8%, wie die Notenbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Bei der vorangegangenen Umfrage im September hatten sich die Verbraucher noch auf 2,7% eingestellt. Das kontrastiert mit ihren recht positiven Konjunkturerwartungen. Allerdings rechnen sie selbst nicht mit deutlich höheren Einkommen oder Ausgaben, weshalb der Teuerungsdruck aus Sicht der Konsumenten offenbar nur leicht erhöht ist, und zeigen sich verunsichert über die weitere Entwicklung.
Die Inflation in der Euro-Zone lag im Oktober bei 2,1%. Das ist nur etwas über der EZB-Zielmarke von 2%. An den Finanzmärkten wird daher aktuell eine Zinssenkung der EZB bei der nächsten geldpolitischen Sitzung am 18. Dezember so gut wie ausgeschlossen und die Wahrscheinlichkeit nur mit unter 3% veranschlagt.
Die monatlich erstellte Umfrage der EZB zu den Inflationserwartungen der Verbraucher liefert den Währungshütern wichtige Hinweise zur Inflationsentwicklung. An der Erhebung nehmen stets rund 19.000 Personen aus elf Euro-Ländern teil, darunter Deutschland, Frankreich und Italien. Die Ergebnisse ihrer November-Umfrage will die Notenbank am 8. Januar 2026 veröffentlichen.
