Ifo-Geschäftsklima steigt

Deutsche Unternehmen bewahren Ruhe

Die Konjunkturwende scheint geschafft, wie das erneut gestiegene Ifo-Geschäftsklima zeigt. Die Rückschlagsgefahren sind aber groß.

Deutsche Unternehmen bewahren Ruhe

Unternehmen
bewahren Ruhe

Ifo-Geschäftsklima legt trotz erhöhter Unsicherheit zu

ba Frankfurt

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen ist so gut wie seit einem Jahr nicht mehr – trotz der erratischen US-Zollpolitik und dem Iran-Krieg. Das angekündigte Investitionspaket der Bundesregierung, die sinkenden Zinsen und die Hoffnung auf ein glimpfliches Ende des Zollstreits wiegen für die Unternehmen wohl schwerer. Der Ifo-Geschäftsklimaindex legte im Juni den sechsten Monat in Folge zu, und zwar um 0,9 auf 88,4 Punkte. Ökonomen hatten zwar erwartet, dass sich die stetige Erholung fortsetzt, aber einen neuen Zählerstand von 88,0 vorausgesagt. In ihren Analysen streichen sie angesichts der politischen Gemengelage die überraschende positive Sichtweise heraus, die sich schon in der Einkaufsmanagerumfrage sowie den Stimmungsindikatoren von ZEW und Sentix gezeigt hat. Ein nennenswertes Wachstum erwarten die Volkswirte für dieses Jahr aber weiter nicht.

„Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht“, kommentiert Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften. Die aktuelle Lage wurde nur geringfügig besser bewertet als zuletzt, während die Erwartungskomponente deutlich zulegte. Letzteres „war in der Vergangenheit stets der Vorbote für eine Investitionsbelebung“, erinnert Daniel Hartmann, Chefvolkswirt bei Bantleon. Die Unternehmen hofften auf eine Entspannung im weltwirtschaftlichen Umfeld und nähmen bereits die massiven staatlichen Impulse vorweg. „Eine echte Stimmungswende besteht erst, wenn sich bessere Erwartungen entsprechend in der Lageverbesserung zeigen“, mahnt aber Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

Iran-Angriff zeigt sich kaum

Die jüngsten Angriffe auf den Iran belasten allerdings auch Teile der deutschen Wirtschaft und sorgen für Unsicherheit. „Die Iran-Angriffe haben auf die Industrie dämpfend gewirkt. Aber in Summe hat sich das Gesamtbild nicht groß verändert“, meinte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. Rund 20% der Antworten seien nach den Luftschlägen Israels und den USA auf den Iran gekommen, so Wohlrabe. „Die Erwartungen sind nach den Angriffen auf den Iran schlechter ausgefallen, etwa bei der Industrie.“ Beim Handel und am Bau hingegen habe dies kaum eine Rolle gespielt. „Wenn es keine weitere Eskalation im Nahen Osten gibt, wird die Unsicherheit für die deutsche Wirtschaft weiter sinken.“ Allerdings hätten sich die Aussichten der deutschen Exporteure leicht eingetrübt. „Die Zollproblematik ist noch nicht vom Tisch.“ Zwischen der EU und den USA werde noch verhandelt. „Solange es kein formales Abkommen gibt, ist bei den Exporteuren noch Unsicherheit.“

Die Stimmungsaufhellung zur Jahresmitte war breit basiert. Nur im Einzelhandel gab das Geschäftsklima nach. Den stärksten Anstieg verzeichneten die Dienstleister. Die Industrie zeigt sich laut Ifo weiter „sehr unzufrieden mit dem Auftragsbestand“. Die Erwartungen der Baubranche seien zwar „immer noch von Skepsis geprägt“, der Indikator kletterte aber auf den höchsten Wert seit Februar 2022.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.