Deutsche Wirtschaft in der Sommerpause
Deutsche Wirtschaft in der Sommerpause
Deutsche Wirtschaft in der Sommerpause
BIP stagniert im dritten Quartal – Investitionen und staatlicher Konsum schieben an – Exporte bremsen
Die erhoffte Erholung ist verschoben: Im dritten Quartal stagnierte die Wirtschaftsleistung in Deutschland. Dem Anstieg bei den Investitionen steht ein Rückgang der Exporte gegenüber. Die Wachstumshoffnungen ruhen auf 2026 und den staatlichen Ausgaben in Rüstung und Infrastruktur.
ba Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft kommt im dritten Quartal nicht vom Fleck: Höhere Staatsausgaben und Ausrüstungsinvestitionen haben den Rückgang bei Privatkonsum und Exporten egalisiert. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) blieb das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt unverändert. Ökonomen hatten diese Bestätigung der ersten Schnellmeldung erwartet und prognostizieren für den Schlussabschnitt ein Mini-Wachstum. So könnte die Wirtschaft im Gesamtjahr noch mit einer Rate von etwas über Null expandieren, bevor im kommenden Jahr das Fiskalpaket der Bundesregierung für Schwung sorgt.
„Endlose Lähmung“
Damit ist die technische Rezession – das zweite Minus-Quartal in Folge – vermieden, nachdem das BIP im zweiten Quartal noch um 0,2% geschrumpft war. Zum Jahresauftakt hatte sich noch ein Plus von 0,3% ergeben, allerdings nur, weil Unternehmen aus Sorge vor den absehbar höheren US-Importzöllen Bestellungen vorgezogen hatten. Insgesamt ist die hiesige Wirtschaft somit seit dem Schlussabschnitt 2022 im Durchschnitt in jedem einzelnen Quartal um 0,1% zum Vorquartal geschrumpft, erinnert ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Dies scheine „wie eine endlose Lähmung“.
„Die Konjunktur wurde im dritten Quartal von schwachen Exporten gebremst, während die Investitionen leicht zulegten“, erklärte Destatis-Chefin Ruth Brand zum Anstieg der Investitionen um 0,3% im Quartalsvergleich. Dabei investierten die Unternehmen vor allem mehr in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge. Das Plus von 1,1% „spiegelt sich auch in einer positiven Entwicklung der gewerblichen Pkw-Neuzulassungen wider“, betonten die Statistiker. In Bauten wurde hingegen 0,5% weniger investiert.
Verbraucher zurückhaltend
Die Stagnation des Konsums verbirgt eine Zweiteilung: Während der Staat seine Ausgaben um 0,8% ausweitete, ging der private Konsum erstmals seit dem vierten Quartal 2023 zurück, und zwar um 0,3%. „Dies lag unter anderem daran, dass die Haushalte weniger für Gastronomie- und Beherbergungsdienstleistungen ausgaben“, analysieren die Statistiker. Aber auch der Einzelhandel bekommt die maue Konsumlaune zu spüren: Wegen gestiegener Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen sowie zunehmenden Jobsorgen halten sich viele Verbraucher selbst in der Vorweihnachtszeit zurück. Die Sparquote sank leicht auf 9,6%, nach 10,4% im Vorjahr.
Exporte halten sich
Dass die Warenexporte lediglich um 0,1% nachgaben, wertet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, in Anbetracht der Zölle als „durchaus erfreulich“. Zum Belastungsfaktor würden hingegen die Dienstleistungsexporte, die um 2,6% nachgaben. Dazu gehören etwa Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum, zum Beispiel Lizenzgebühren für den Vertrieb von Software oder Franchisegebühren sowie Instandhaltungs- und Reparaturdienstleistungen. Beim Export von Waren und Dienstleistungen zusammen meldet Destatis ein Minus von 0,7%.
Vorsicht bei Frühindikatoren
Aus den BIP-Daten zieht Brzeski zwei Erkenntnisse: So sollten bei der Debatte über „Nullwachstum“ die Industriearbeiter berücksichtigt werden, die ihren Job verloren haben, sowie die Belastung der Stagnationsjahre für die Sozialversicherungssysteme. Zudem seien traditionelle Frühindikatoren mit noch größerer Vorsicht zu betrachten: „Da der PMI-Gesamtindex seit dem Sommer über der 50-Punkte-Marke liegt, ist klar, dass die alte Faustregel, wonach ein Einkaufsmanagerindex über 50 ein Zeichen für Wachstum ist, nicht mehr gilt.“
