Arbeitslosigkeit

Deutscher Arbeitsmarkt erholt sich im Januar weiter

Die Erholung am deutschen Arbeitsmarkt schreitet voran. Auch in Euroland entspannt sich die Lage weiter. Allerdings warten – gerade hierzulande – schon neue Herausforderungen.

Deutscher Arbeitsmarkt erholt sich im Januar weiter

ast Frankfurt

Der deutsche Arbeitsmarkt erholt sich weiter von der Corona-Pandemie. Allerdings werden nun grundlegende Probleme spürbar – wie etwa der Fachkräftemangel. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar saisonbedingt leicht um 133000 gestiegen, heißt es in dem gestern vorgelegten Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA). Derzeit sind hierzulande 2,462 Millionen Menschen ohne Arbeit. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,4% – nach 5,1% im Dezember.

Der Anstieg sei aber nicht so stark wie sonst für den Jahresanfang üblich, so die Statistiker. Tatsächlich handelt es sich um den geringsten Anstieg der Arbeitslosenquote seit der Wiedervereinigung. „Der Arbeitsmarkt ist gut in das Jahr 2022 gestartet“, zeigte sich denn auch BA-Vorstand Daniel Terzenbach zufrieden. Saisonbereinigt nahm die Arbeitslosigkeit um 48000 Erwerbslose ab. Allerdings dürfte die Erholung womöglich an Schwung verlieren. Der Behörde zufolge steigen die Anzeigen für die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld insbesondere im Gastgewerbe und im Handel wieder. Allerdings wird erfahrungsgemäß für weniger Menschen Kurzarbeitergeld gezahlt als zunächst angemeldet. Im November, dem Monat mit den aktuellsten offiziellen Zahlen, waren 574000 Menschen in Kurzarbeit. Auf dem Höhepunkt der ersten Pandemiewelle im April 2020 zahlte die BA für fast sechs Millionen Menschen konjunkturelles Kurzarbeitergeld.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Regeln zum vereinfachten Zugang zur Kurzarbeit bis zum 30. Juni dieses Jahres verlängern, wie der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte. Die Bezugsdauer für Kurzarbeitergeld will Heil von 24 auf 28 Monate ausweiten.

Strukturelle Probleme

„Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Pandemiekrise nahezu hinter sich gelassen und steht unmittelbar vor neuen Herausforderungen“, kommentierte Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei der ING, die aktuellen Daten. Der Fachkräftemangel sei dabei das drängendste zu lösende Problem. „In den Sektoren, die am stärksten von Lockdown-Maßnahmen betroffen waren, Einzelhandel und Gastgewerbe, sind Mitarbeiter endgültig in andere Sektoren abgewandert“, so der Ökonom. Der Arbeitskräftemangel könnte die Erholung in diesen Sektoren nach der vollständigen Wiedereröffnung behindern. Der demografische Wandel und die grüne Wende in der Wirtschaft dürften den Arbeitskräftemangel ebenfalls verschärfen.

Auch ein Blick auf den Ausbildungsmarkt, der noch stark unter den Folgen der Pandemie ächzt, macht den Mangel deutlich: Während die Betriebe im Zuge der konjunkturellen Erholung wieder mehr Lehrstellen anbieten, bleiben die Auszubildenden aus. Für das neue Berichtsjahr sind der BA zufolge bislang 5% weniger Bewerber gemeldet als im Januar des Vorjahres. Die Zahl der Ausbildungsstellen übersteigt derweil den Vorjahreswert um 7%.

Rekordtief in Eurozone

Auch auf der europäischen Ebene schreitet die Erholung voran. Dem Statistikamt Eurostat zufolge sank die Arbeitslosenquote im Dezember auf das Rekordtief von 7,0% – nach revidiert 7,1% im November. Damit unterschreitet sie das Vorkrisenniveau. Insgesamt waren im Euroraum 11,48 Millionen Menschen als arbeitslos registriert. Das sind 1,82 Millionen weniger als noch vor einem Jahr. Die niedrigsten Quoten weisen Deutschland – nach europäischer Berechnung – mit 3,2% und Malta mit 3,4% auf. Am höchsten ist der Wert in Griechenland (12,7%) und Spanien (13,0%).

Der Grund für den spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit ist nicht zuletzt der rasante Jobaufbau im verarbeitenden Gewerbe, das sich gerade auch zu Jahresbeginn in bester Stimmung präsentiert (siehe Text auf dieser Seite). „Selten zuvor in der über 24-jährigen Umfragegeschichte war das Tempo des Stellenaufbaus dabei höher“, so das Institut IHS Markit zu den aktuellen Umfragen.

Wertberichtigt Seite 8

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