Deutscher Aufschwung gewinnt an Dynamik

Ifo-Geschäftsklima hellt sich überraschend stark weiter auf - Industrie in der Hochkonjunktur - Lage am Bau bestens

Deutscher Aufschwung gewinnt an Dynamik

Die Konjunktur in Deutschland kommt immer mehr in Fahrt. Das Ifo-Geschäftsklima verbesserte sich entgegen den Erwartungen im März erneut.ks Frankfurt – Die Wirtschaftsstimmung in Deutschland wird immer besser. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts legte im März gegenüber Februar saisonbereinigt um 1,2 auf 112,3 Punkte zu. Volkswirte hatten dagegen mit einem geringfügigen Rückgang gerechnet.Der für die größte Volkswirtschaft der Eurozone sehr wichtige Frühindikator erreichte im März den höchsten Stand seit nahezu sechs Jahren. Zu dieser Entwicklung führte zum einen die größere Zufriedenheit der von den Münchener Konjunkturforschern befragten Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Der entsprechende Subindex rückte binnen Monatsfrist um 0,9 auf 119,3 Zähler vor. Aber auch die weiteren Aussichten werden von den Firmen aus Industrie, Handel und Bau immer günstiger eingeschätzt. Der Erwartungsindex schnellte um 1,5 auf 105,7 Punkte nach oben.”Der Aufschwung gewinnt an Kraft”, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das Ergebnis der März-Umfrage passt zudem sehr gut zu der jüngsten Erhebung der Stimmung unter den Einkaufsmanagern, die Markit präsentiert hatte und die ebenfalls ein sehr positives Bild gezeichnet hatte (vgl. BZ vom 25. März).Großer Optimismus prägt das Vertrauen der deutschen Industrie, die den Ifo-Zahlen zufolge inzwischen Hochkonjunktur hat (siehe Grafik). Der Geschäftsklimaindex im verarbeitenden Gewerbe stieg, wie der Gesamtindex auch, auf den höchsten Wert seit Juli 2011. Dies war vor allem auf die merklich zuversichtlicheren Erwartungen der Industriefirmen zurückzuführen. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage verbesserten sich ebenfalls. “Ein Grund für die sehr gute Entwicklung war eine erneut anziehende Nachfrage”, betonten die Ifo-Experten. Die Preisentwicklung bleibe aufwärts gerichtet. Der Index habe in nahezu allen wichtigen Industriebranchen zugelegt. “In der Industrie steht der Aufschwung auf einer breiten Basis”, sagte dazu Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. “Da läuft es durch die Bank gut – von der Autobranche über den Maschinenbau bis zur Chemie und anderen.”Im Großhandel hat sich das Geschäftsklima nach dem starken Anstieg im Februar dagegen wieder verschlechtert. Sowohl die Einschätzungen zur aktuellen Lage als auch die Erwartungen seien zurückgenommen, hieß es in der Ifo-Mitteilung. Im Einzelhandel allerdings stieg der Index. Die Einzelhändler beurteilten ihre Geschäftslage wieder deutlich besser. Der Ausblick trübte sich hingegen etwas ein.Im Bauhauptgewerbe kletterte der Index nach zuletzt deutlichen Rückgängen wieder nach oben. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verbesserte sich auf ein neues Rekordhoch seit 1991. Zudem blicken die Baufirmen wieder optimistischer auf die kommenden Monate. “Goldene Epoche”Für Thomas Gitzel, den Chefvolkswirt der VP Bank, scheint sich der Konjunkturverlauf trotz aller politischen Umbrüche “in einer goldenen Epoche” zu befinden. Die Wachstumsraten seien zwar nicht besonders hoch, es seien aber auch “keine Rezessionsrisiken” auszumachen. “Das Konjunkturbarometer zeigt einmal mehr, dass ein erneut solides Wachstumsjahr vor uns liegt.” Ob die deutschen Unternehmen in den nächsten Monaten noch einen Gang höher schalten können, hänge entscheidend von der Exportentwicklung ab. Sollte in Frankreich ein rechtspopulistisches Erdbeben bei der Präsidentschaftswahl ausbleiben und mit Emmanuel Macron ein Reformer ans Ruder gelangen, werde auch die deutsche Exportwirtschaft davon profitieren. Donald Trump scheine derweil langsam seinen Schrecken zu verlieren. DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle verweist in seiner Analyse der Ifo-Zahlen auf die Aufhellung der globalen Konjunktur und vor allem die Abnahme der politischen Unsicherheit.