Deutscher Jobmarkt steckt in Seitwärtsbewegung fest
Deutscher Jobmarkt steckt in Seitwärtsbewegung fest
Deutscher Jobmarkt steckt in Seitwärtsbewegung fest
Herbstbelebung schwach – Arbeitskräftenachfrage sinkt – Ausbildung auf 25-Jahrestief – Arbeitslosenquote im Euroraum verharrt bei 6,3 Prozent
ba Frankfurt
Während sich der Arbeitsmarkt im Euroraum auch im September als stabil erweist, zeigt sich die anhaltende Konjunkturschwäche am deutschen Arbeitsmarkt im Oktober deutlich – und schlägt mittlerweile auch auf den Ausbildungsmarkt durch. Dort kommt es zu immer größeren Passungsproblemen zwischen Ausbildungsbetrieben und Bewerbern. Der Anteil der Bewerber, die einen Ausbildungsplatz bekommen haben, ist so gering wie seit mehr als 25 Jahren nicht mehr, sagte Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei der Vorlage der neuesten Arbeitsmarktstatistik. Mit Blick auf den ohnehin schon bestehenden Fachkräftemangel, der sich in den kommenden Jahren mit dem Renteneintritt der Babyboomer weiter verschärfen wird, sind das keine guten Nachrichten.
Ausbildung schützt vor Arbeitslosigkeit
Während die Zahl der Bewerbenden um 13.000 zum Vorjahr zulegte, sank das Angebot an Lehrstellen wegen der wirtschaftlichen Schwäche um 26.000. Daher starteten bis Ende September nur 191.000 Bewerbende eine Berufsausbildung, das sind 7.000 weniger als im Vorjahr und entspricht einem Anteil von 43%. Bis Ende September blieben 54.000 Lehrstellen unbesetzt, 15.000 weniger als im Vorjahr. Hingegen waren noch 40.000 Bewerber unversorgt, im Vorjahr waren es 9.000 weniger. Laut BA ließen sich Stellen in Lebensmittelberufen, im Baugewerbe und in der Gastronomie besonders schwer besetzen. Weitere 44.000 junge Menschen wollen zwar eine Ausbildung beginnen, befinden sich derzeit aber in einer Alternative wie einem weiteren Schulbesuch. Immer mehr junge Menschen starten ohne Ausbildung in die Erwerbstätigkeit – „davon kann ich nur dringend abraten“, mahnte Nahles. Denn bei Personen ohne Ausbildung liege die Wahrscheinlichkeit, im Verlauf des Berufslebens arbeitslos zu werden bei 20%, sonst bei 3%.

„Keine Schwalbe machen“
Im Oktober gab die Arbeitslosenzahl um 44.000 auf 2,911 Millionen nach. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2%. Der Jobmarkt stecke in der Talsohle fest, kommentierte dies Nahles: „Es wird nicht weiter schlechter, aber es wird auch nicht wirklich besser.“ Eine große Veränderung sei auch in den kommenden Monaten nicht zu erwarten. Denn „die Beschäftigungsentwicklung bleibt schwach und die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern ist nur gering“. Die Schwelle von 3 Millionen Arbeitslosen würde wohl Anfang kommenden Jahres überschritten, denn Januar und Februar seien aus der Erfahrung heraus „schwierige Monate“. Aus dem Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl um 1.000 zum Vormonat würde sie „keine Schwalbe machen“. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 6,3%.
Das Niveau der Kurzarbeit gebe zwar seit Jahresbeginn nach, bleibe aber hoch, erklärte die Behördenchefin. Im Oktober wurde für 37.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, die tatsächliche Inanspruchnahme – für die Daten bis August vorliegen – lag bei 171.000. Die Arbeitskräftenachfrage war Nahles zufolge nach wie vor gering, die Zahl offener Stellen lag bei 623.000, das sind 65.540 weniger als vergangenes Jahr.
Firmen bauen mehr Stellen ab als neue zu schaffen
Dass die Unternehmen hierzulande weiter mehr Stellen streichen, als Personal aufzubauen, zeigt die jüngste Ifo-Umfrage. Das Ifo Beschäftigungsbarometer stieg im Oktober um 0,1 auf 93,5 Punkte. „Trotz leicht verbesserter Konjunkturaussichten halten sich die Unternehmen bei ihrer Personalplanung weiter zurück“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Während die Dienstleister – insbesondere im Bereich IT und bei den Rechts- und Steuerberatern – mehr Personal suchen, werden in der Werbebranche Stellen gestrichen. In der Industrie fiel das Barometer laut Ifo deutlich. Nahezu alle Branchen wollten Personal abbauen. Auch Handelsunternehmen verringern weiter ihre Belegschaft. Im Baugewerbe soll die Beschäftigtenzahl konstant gehalten werden.
Vorne dran im Euroraum
Im europäischen Vergleich schlägt sich der deutsche Jobmarkt gut: Die Eurostat-Daten, die nach Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) berechnet werden, zeigen für die Bundesrepublik eine Arbeitslosenquote im September von 3,9%. Niedrigere Quoten weisen nur Malta (3,0%) und Slowenien (3,1%) aus. Die höchsten Arbeitslosenquoten haben Spanien (10,5%) und Griechenland (8,3%). Die Quote für den gesamten Euroraum verharrte den dritten Monat in Folge bei 6,3%. Ökonomen hatten dies im Schnitt prognostiziert.
Im gemeinsamen Währungsraum waren im September 11,003 Millionen Menschen arbeitslos, das sind 65.000 mehr als im Vormonat und 187.000 mehr als im Vorjahr. Bei den Unter-25-Jährigen stieg die Arbeitslosenzahl zum Vormonat um 23.000 auf 2,282 Millionen.
