Konjunktur

Deutscher Mittelstand wird vorsichtiger

Der deutsche Mittelstand wird vorsichtiger, wie eine Umfrage von DZ Bank und BVR zeigt. Vor allem Fachkräftemangel und Bürokratie treiben die Unternehmen um.

Deutscher Mittelstand wird vorsichtiger

Deutscher Mittelstand wird vorsichtiger

Umfrage von BVR und DZ Bank: Personalknappheit und Bürokratie bereiten die meisten Sorgen

ba Frankfurt

Der deutsche Mittelstand wird angesichts von Fachkräftemangel, hohen Preisen und Bürokratie-Sorgen vorsichtiger. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der DZ Bank und des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen.

Bessere konjunkturelle Lage

Zuletzt habe sich die konjunkturelle Lage für viele Firmen gebessert. So ist die Stimmung im Mittelstand derzeit besser als in der Gesamtwirtschaft, gemessen am Ifo-Geschäftsklima (siehe oben stehender Text): Trotz Rezession war die Stimmung weniger angespannt als im Herbst: Die Bewertung der Geschäftslage ist nach zwei Rückgängen in Folge im Frühjahr wieder gestiegen, und zwar von 45 auf 57 Saldenpunkte. Damit wird "sogar der langjährige Mittelwert übertroffen". Der Saldo aus negativen und positiven Antworten zu den Geschäftserwartungen ist vom Allzeittief im Herbst von –43 auf +7 Punkte gestiegen.

Nachdem im vergangenen Jahr die hohen Energiekosten kurzfristig zum Sorgenkind Nummer 1 geworden waren, identifiziert der Mittelstand laut BVR nun den Fachkräftemangel wieder als geschäftskritischstes Problem. 82% der Firmen sehen ihr Geschäft mittlerweile durch mangelndes Personal bedroht. Im Baugewerbe sind es sogar 90%. Dabei befänden sich viele Unternehmen "in einer regelrechten Personalaufbau-Offensive", denn knapp jedes vierte habe in den vergangenen sechs Monaten den Personalstock ausgebaut – allen voran die Dienstleistungsbranche und die Elektroindustrie. Dort haben laut BVR je knapp 40% der Firmen neue Mitarbeiter eingestellt. Zudem würde im kommenden halben Jahr jeder vierte Mittelständler zusätzliches Personal benötigen. Ein ähnliches Ergebnis zeigt auch das KfW-Ifo-Fachkräftebarometer.

Zugenommen haben laut der Umfrage auch die Sorgen vor Bürokratie. 71% der Befragten beklagten sich darüber, im Herbst waren es noch 66%. Besonders betroffen waren die Agrarbranche (89%), das Ernährungsgewerbe (85%) und die Baubranche (83%). "Damals wie heute sorgt vor allem die Komplexität der verschiedenen staatlichen Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft für Probleme", hieß es beim BVR.

Hinzu kämen immer komplexere Anforderungen an die Firmen hinsichtlich der Eindämmung des Klimawandels und der damit verbundenen Energiewende, die ihre Schatten vorauswerfen. „In Zeiten hoher Kosten, fehlender Fachkräfte, sich verändernder Lieferketten und zunehmender Bürokratie braucht der deutsche Mittelstand vor allem eines: mehr Standortsicherheit“, sagte Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ Bank.

Die Fokussierung auf Bewährtes zeigt sich dem BVR zufolge auch an den bevorzugten Finanzierungswegen. Für 85% der Unternehmen blieb der klassische Bankkredit die erste Wahl, 3% zogen eine Aufnahme von liquiden Mitteln über den Kapitalmarkt in Betracht. "Alternative Finanzierungsformen haben es weiter schwer im Mittelstand", hieß es beim BVR. Dass sich die Bilanzqualität leicht verschlechtert hat, wertet der BVR "nicht als dramatischen Einbruch, sondern vielmehr als eine Normalisierung im Zuge des Abflauens der Sondereffekte hin zu mehr Liquidität und weniger Verschuldung". Weniger Interesse zeigten die Firmen an Auslandsaktivitäten: Der Abbau an Geschäftsbeziehungen von 50% auf nun 45% betrifft vor allem kleinere Unternehmen mit bis zu 5 Mill. Euro Jahresumsatz.

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