Deutschland im Club der Superreichen ganz vorn
Deutschland im Club der Superreichen ganz vorn
Deutsche Superreiche in Europa dominant
Zuletzt viele Selfmade-Milliardäre registriert – Erbschaftswelle in den nächsten Jahren – „Billionärs-Report“ der UBS
Lukrative Investitionen in Technologien und immer mehr Selfmade-Unternehmer aus dem Tech-Sektor haben zum einen die Vermögen der Superreichen explodieren und zum anderen die Schar der Milliardäre wachsen lassen. Besonders profitiert haben auch deutsche Milliardäre – trotz Wirtschaftsschwäche des Standorts.
Von Stephan Lorz, Frankfurt
Die Vermögen von Milliardären rund um den Globus haben 2025 einen neuen Rekordstand erreicht. Auf 15,8 Bill. Dollar (rund 13,6 Bill. Euro) kletterte es nach Berechnungen der UBS binnen Jahresfrist – ein Plus von 13% im Vergleich zu 2024. In Deutschland konnten die Milliardäre ihr Vermögen im gleichen Zeitraum um 145,9 auf 692,1 Mrd. Dollar steigern. Damit stelle Europas größte Volkswirtschaft „die wohlhabendste Region Westeuropas“ dar, schreibt die UBS. Ein Grund dafür: Die „starke Tradition der Vermögensweitergabe“ innerhalb der Unternehmensfamilien, erklärt die UBS.
Die Schweizer Großbank berücksichtigt in ihrer Analyse, die sie in diesem Jahr zum elften Mal vorlegt, Bargeld, Wertpapiere, Unternehmensbeteiligungen, Immobilien und weitere Sachwerte. Basis ist eine Umfrage und Tiefeninterviews unter Kunden mit einem Vermögen von mehr als 1 Mrd. Dollar aus der Schweiz, Europa, Singapur, Hongkong und den USA. Berücksichtigt wurden zudem die Ergebnisse der UBS/PwC-Milliardärsdatenbank.
Tech-Vermögen steigt
„Wir erleben eine neue Welle der Vermögensschöpfung", schreibt UBS-Manager Benjamin Cavalli. UBS-Anlagestratege Max Kunkel verweist auf den KI-Boom, der „zu massiv höheren Bewertungen von bereits etablierten Technologieunternehmen“ geführt habe. Dazu kämen aber auch neue Unternehmen in Bereichen wie Automatisierung, Robotik oder dem Gesundheitswesen, die technologische Innovationen kommerzialisierten.
Global betrachtet zeigt sich der UBS zufolge, dass Milliardäre, die in den Technologiesektor investierten, einen Vermögenszuwachs von 23,8 % verzeichneten, während sich das Wachstum in Konsum und Einzelhandel auf 5,3 % verlangsamt. Hinzu kommen die so genannten „Selfmade Milliardäre“. Die UBS führt hier 196 Unternehmensgründer an, die 386,5 Mrd. Dollar zum globalen Vermögen beisteuerten. Das ist der zweithöchste Jahresanstieg in der Geschichte des Berichts.
Ein Drittel älter als 70
Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Milliardäre um 8,8%, von 2.682 auf fast 3000. Mit 924 leben die meisten in den USA. Deutschland kam in Europa auf den Spitzenwert von 156 Milliardären, ein Viertel mehr als vor einem Jahr. In der deutlich kleineren Schweiz waren es praktisch unverändert 84. Innerhalb eines Jahres wurden 91 Personen durch Erbschaften zu Milliardären. „Ein Drittel der Milliardäre ist bereits 70 Jahre oder älter", erklärte Cavalli. In den nächsten 15 Jahren dürften sie 5,9 Bill. Dollar an ihre Kinder vererben.
Mehr Wohnortwechsel
Inzwischen gingen die Superreichen stärker als bisher auch dazu über, durch die Wahl ihres Wohnorts noch mehr Steuern zu sparen. Über ein Drittel der Milliardäre habe mindestens einmal den Wohnort gewechselt, jeder Zehnte erwäge einen solchen Schritt, heißt es. „Diese Entwicklung hat sich seit der Covid-Zeit stark beschleunigt“, schildert Cavalli.
Die Schweiz, die VAE, die USA, Singapur und Monaco stellen die Hauptdestinationen für Milliardäre dar. „In der Schweiz hat die Abstimmung vom Sonntag vielleicht ein bisschen geholfen, die Anziehungskraft des Landes wieder zu steigern", vermutet Cavalli. Am Wochenende hatten die Schweizer einen Vorschlag der Jungsozialisten abgelehnt, eine Steuer von 50% auf Erbschaften ab 50 Mill. Franken zu erheben. Zuvor hatte die Volksabstimmung bei Superreichen für Verunsicherung gesorgt.
PE und Hedgefonds im Fokus
Viele Milliardäre planen, ihr Engagement in Private-Equity-Fonds, in Hedgefonds sowie in Infrastruktur im nächsten Jahr zu erhöhen. Ganz oben auf ihrer Sorgenliste stehen Zölle (66%), gefolgt von größeren geopolitischen Konflikten (63%) und politischer Unsicherheit (59%).
Auch wenn die meisten Milliardäre davon ausgehen, dass ihre Nachkommen in zentralen Punkten ähnlich denken wie sie selbst, nehmen sie dennoch deutliche Veränderungen in den künftigen Prioritäten ihrer Kinder wahr, schreibt die UBS.
Generationenwechsel
Typischerweise sehen Milliardäre jüngere Generationen als diejenigen, die ganzheitliche Werte schätzten, schreibt die UBS. Sie würden technologischem Fortschritt und Innovation sowie Lebensstilfragen mehr Bedeutung beimessen als die ältere Generation. Zugleich erwarteten die aktuell Befragten, dass sich jüngere Generationen verstärkt mit globalen Herausforderungen auseinandersetzen müssen. 75% zählen hierzu Technologie und Künstliche Intelligenz als drängende soziale Herausforderung.
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