Deutschland treibt Euro-Wirtschaft an
Deutschland treibt Euro-Wirtschaft an
Deutschland treibt Euro-Wirtschaft an
Einkaufsmanagerindex legt überraschend zu – Auftragseingang beflügelt – Frankreich bremst
Deutschland hui, Frankreich pfui – insgesamt aber wächst die Euro-Wirtschaft im Oktober. Der Schwung kommt maßgeblich vom Auftragseingang, der so stark war wie seit zweieinhalb Jahren nicht. Unter den Segmenten haben die Dienstleister die Nase vorn. Der Gegenwind für die Industrie hat sich etwas verstärkt.
ba Frankfurt
Die stärksten Auftragszuwächse seit zweieinhalb Jahren haben im Oktober ein unerwartetes Wachstum der Wirtschaft im Euroraum gebracht. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft (PMI Composite) legte zu Beginn des vierten Quartals um 1,0 auf 52,2 Punkte zu. Statt des fünften Anstiegs in Folge hatten Ökonomen einen leichten Rücksetzer erwartet. Das Frühbarometer notiert nun auf dem Niveau von Mai 2024 und übersteigt seit zehn Monaten die neutrale 50-Zähler-Schwelle. Werte darüber signalisieren Wachstum. Die Umfrage zeugt zudem von nachlassendem Preisdruck, was auf Interesse der EZB stoßen dürfte.
Zu dem Wachstum haben vor allem die Dienstleister beigetragen. Der PMI kletterte auf 52,6 nach 51,3 Punkten – „ein regelrechter Freudensprung“, wie Harald Preissler vom Assetmanager Bantleon kommentiert. Der Industrieindex sei mit 50,0 nach 49,8 Zählern „allen Unkenrufen zum Trotz“ wieder auf die Wachstumsschwelle gekommen, erklärt er „in Anbetracht der jüngsten Nachrichtenlage wie dem Chipmangel in der deutschen Automobilindustrie und den Lieferengpässen bei Seltenen Erden“.
„Die Herausforderungen könnten aktuell kaum größer sein“, betont auch Thomas Gitzel, Chefökonom der BP Bank. „Und gerade deshalb ist der Anstieg des PMI umso erfreulicher.“ Besonders markant sei die Überraschung in Deutschland ausgefallen. Hier stieg der PMI Composite wegen des merklich optimistischeren Dienstleistungssektors von 52,0 auf 53,8 Punkte. „Es scheint so, dass das Infrastrukturprogramm und die Bemühungen um einen Bürokratieabbau die Zuversicht unter den Unternehmen stärken.“
Mehr Tempo erwartet
Grundsätzlich, so kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank die deutschen Werte, „sind das gute Wachstumsvoraussetzungen für das vierte Quartal“. Dass die Zukunftsaussichten sowohl bei den Dienstleistern als auch auf der Herstellerseite verhaltener beurteilt werden als zuletzt, „zeigt jedoch, dass die konjunkturelle Lage weiterhin fragil ist“. Wegen der expansiven Finanzpolitik aber „dürfte Deutschland sogar etwas stärker zulegen als der Durchschnitt der anderen Euro-Länder“, erwartet Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Kommende Woche berichten die Statistikämter Destatis und Eurostat über die Entwicklung im dritten Quartal: Für Deutschland erwarten Ökonomen eine Stagnation nach dem Rückgang um 0,3% im Frühjahr, während sich das Wachstum im Euroraum von 0,1% auf 0,2% beschleunigt haben dürfte. Für den Schlussabschnitt rechnen Volkswirte mit einem etwas stärkeren Anziehen der Wirtschaftsleistung im gemeinsamen Währungsraum als auch dessen größter Volkswirtschaft.

Die Erstschätzung der PMI lässt darauf schließen, dass die übrigen von der Umfrage erfassten Länder – vor allem Italien, Spanien und Irland – die stärksten Zuwächse seit zweieinhalb Jahren verzeichneten. Konkret dazu äußert sich S&P erst mit den endgültigen PMI-Daten Anfang November. In Frankreich schrumpfte die Wirtschaft dagegen zum 14. Mal in Folge und so deutlich wie zuletzt im Februar. Der PMI Composite steht nun bei 46,8 nach zuvor 48,1 Punkten. „Frankreich wird zunehmend zu einem Belastungsfaktor für die Eurozone-Wirtschaft“, betonte de la Rubia. Die Unsicherheit, ob sich die aktuelle Regierung unter Sébastien Lecornu angesichts der Auseinandersetzungen über den Haushalt 2026 noch lange halten könne, sorge für Unbehagen und trage wesentlich zur schwachen wirtschaftlichen Verfassung Frankreichs bei. „Als wichtiger Abnehmer von Produkten und Dienstleistungen anderer Eurozonenländer wirkt sich dies wiederum negativ auf die Erholung im Rest der Eurozone aus.“
