Deutsche Konjunktur

DIW-Barometer signalisiert Erholung der Wirtschaft

Die immer noch ungeklärten Zollstreitigkeiten sorgen bei den deutschen Exporteuren für Verdruss. Die Aussichten für die Gesamtwirtschaft zeigen sich im Juni aber deutlich freundlicher.

DIW-Barometer signalisiert Erholung der Wirtschaft

DIW-Barometer signalisiert Erholung der Wirtschaft

ba Frankfurt

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind im Juni gemessen am DIW-Konjunkturbarometer so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr. Mit dem Sprung um 4,0 auf 94,2 Punkte rückt die neutrale 100-Punkte-Marke des Barometers, die ein durchschnittliches Wachstum der hiesigen Wirtschaft anzeigt, in Sichtweite. Dies ist bereits der zweite kräftige Anstieg in Folge nach dem deutlichen Rücksetzer im April infolge der Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump am sogenannten Liberation Day.

Exporterwartungen leiden

„Die Zeichen für die deutsche Konjunktur stehen auf Erholung“, sagt DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. „Zwar ist die wirtschaftliche Lage aktuell noch angespannt – vor allem die außen- und handelspolitischen Verwerfungen angesichts der unsicheren US-Zölle auf EU-Einfuhren belasten die deutschen Unternehmen und Haushalte weiterhin.“ Dass die Hängepartie im Zollstreit mit den Vereingten Staaten den deutschen Exporteuren Nerven kostet, zeigt der Rückgang der Ifo-Exporterwartungen im Juni um 0,9 auf minus 3,9 Punkte. „Die Zolldrohungen aus den USA sind noch nicht vom Tisch“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Diese Unsicherheit senkt die Erwartungen der Exporteure.“

Einen deutlichen Dämpfer mussten die Getränkehersteller verkraften, deren Exportaussichten laut Ifo in den Vormonaten sehr gut waren. Auch bei den Nahrungsmittelherstellern seien die Erwartungen eingebrochen – sie planten mit rückläufigen Exporten. Ähnlich sehe es im Automobilbau aus: „Positive Exportsignale gab es dort schon länger nicht mehr“, heißt es beim Ifo. Während das Auslandsgeschäft im Maschinenbau auf der Stelle tritt, sind die Möbelindustrie und die Hersteller von Lederwaren sowie elektrischer Ausrüstung vorsichtig optimistisch.

Hoffnung auf Fiskalpaket

Dany-Knedlik verweist aber auch auf die sich zunehmend aufhellenden Erwartungen für die nähere Zukunft, vor allem wegen des umfangreichen Fiskalpakets der neuen Bundesregierung.

Stützend wirkten auch die schrittweisen Zinssenkungen der EZB und die niedrigere Inflation. Sie warnt zugleich, dass die jüngsten Eskalationen im Nahen Osten und die damit einhergehenden schwankenden Rohölpreisen die deutsche ebenso wie die globale Konjunktur erneut dämpfen könnten.

Die hiesige Industrie komme – wenn auch nur langsam – aus dem Tief der vergangenen Jahre. „Wie schnell und erfolgreich die Erholung ausfallen wird, dürfte maßgeblich von der Ausgestaltung des Fiskalpakets abhängen und davon, wie effizient die Unternehmen ihre Produktionskapazitäten nutzen und ausbauen“, sagt DIW-Konjunkturexpertin Laura Pagenhardt. Auch die Stimmung der Dienstleister erholte sich, vor allem in den unternehmensnahen Bereichen. Die stabile Inflation und das konstante Lohnwachstum stützen den privaten Verbrauch.

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