DIW-Chef sorgt sich vor Dauerschäden der Pandemie

"Staatsverschuldung sollte allerletzte Sorge sein"

DIW-Chef sorgt sich vor Dauerschäden der Pandemie

ms Frankfurt – Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat vor gravierenden langfristigen Schäden durch die Coronakrise und auch vor übertriebenem kurzfristigem Konjunkturoptimismus gewarnt. “Der permanente Schaden durch die Pandemie wird massiv unterschätzt”, sagte Fratzscher am Montagabend beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Er stellt sich damit auch gegen den weit verbreiteten Optimismus vieler Marktakteure.Fratzscher verwies beispielsweise darauf, dass Unternehmen, die jetzt in großem Umfang Schulden aufnähmen, auf Jahre hinaus das Geld für Investitionen fehle – etwa für die digitale Transformation. Er sorgt sich zudem, dass die Widerstandsfähigkeit vieler Unternehmen nicht mehr so groß sei, weil sie vielfach ihre Rücklagen aufgebraucht hätten. Auch am Arbeitsmarkt drohten vermehrt langfristig negative Folgen.Aber auch kurzfristig ist Fratzscher vorsichtiger als viele Kollegen. Womöglich werde die Konjunkturerholung erst mit der Herstellung der Herdenimmunität voll einsetzen, also im dritten Quartal. Der Staat müsse, wenn nötig, weiter unterstützen – womöglich nicht nur mit Krediten, sondern auch mit Transfers. Die Verschuldung sieht er nicht als Problem – zumal die Zinsen noch lange niedrig bleiben würden. Fratzscher: “Staatsverschuldung sollte jetzt wirklich unsere allerletzte Sorge sein.”