Dollar gewinnt in Iran-Krieg Status zurück
Krieg stützt angezählten Dollar
Trotz Aufschwung nach Nahost-Eskalation sägt Trump an Status des Greenback
Der Dollar schüttelt im Zuge des eskalierenden Konflikts im Nahen Osten seine Schwäche aus dem vorherigen Jahresverlauf ab. Doch werten Ökonomen die langfristigen Aussichten der bisherigen Weltleitwährung als düster. Zugleich wachsen Sorgen vor Verwerfungen am globalen Rohstoffmarkt.
xaw New York
Nach dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen festigt der Dollar seinen ins Schwanken geratenen Status als sicherer Hafen. Nachdem die amerikanische Währung gegen einen gewichteten Korb aus sechs anderen Industrieländerwährungen zwischen Jahresbeginn und Mitte Juni um nahezu 10% absackte, hat sich der Dollar-Index im Zuge des zunehmend eskalierenden Konflikts im Nahen Osten bis Montagmorgen in New York wieder um 1,7% befestigt.
Investoren, die infolge der als erratisch kritisierten Haushalts- und Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump eine Lawine an Kapitalabflüssen aus den Vereinigten Staaten fürchten, sehen die Flucht in den Greenback als Zeichen dafür, dass die üblichen Mechanismen des Marktes noch funktionieren. Doch werten Ökonomen um Jan Hatzius, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, die langfristigen Aussichten der bisherigen Weltleitwährung als zunehmend düsterer.
Tiefe politische Gräben
Zwar sei der US-Kapitalmarkt noch immer der tiefste und liquideste der Welt, betonte Marcus Weyerer, Direktor für ETF-Investmentstrategie bei Franklin Templeton, jüngst gegenüber der Börsen-Zeitung. Doch laste die anhaltende Diskussion um die fiskalische und politische Stabilität Washingtons schwer auf dem Vertrauen der Anleger – die ohnehin tiefen Gräben im Kongress drohen sich infolge des US-Schlags gegen das iranische Atomprogramm noch auszuweiten. Kritiker sehen den Angriff nicht durch die US-Verfassung gedeckt, die einflussreiche demokratische Abgeordnete Alexandra Ocasio-Cortez fordert bereits ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump.

Gemäß der jüngsten Umfrage von Bank of America unter globalen Fondsmanagern sind deren Positionen im Dollar auf das niedrigste Niveau seit zwei Jahrzehnten geschrumpft. Denn Trumps Strafzollpolitik macht Handelspartner weniger gewogen, langfristige, im Greenback denominierte Assets zu halten, während die ökonomischen Berater des Präsidenten auf eine strategische Abwertung der Devise drängen, um die amerikanische Exportwirtschaft zu stärken.
Furcht vor Vergeltungsschlägen
Gemäß vom Vermögensverwalter Pimco aggregierter Daten entfallen noch immer 88% der globalen Wechselkursgeschäfte auf den Greenback, ebenso 75 bis 80% des weltweiten Ölhandels. „Angesichts des Mangels an Alternativen ist fast als sicher anzunehmen, dass der Dollar die dominante Reservewährung bleibt“, schreibt Pimco-Ökonom Peder Beck-Friis in einer aktuellen Analyse. Matthew Ryan, Leiter Marktstrategie beim Finanzdienstleister Ebury, betont allerdings, dass sich nach dem US-Angriff auf die Atomanlagen Teherans nun „alle Augen auf Vergeltungsmaßnahmen des Iran“ richteten.
Gerade die Furcht vor einer Blockade der Straße von Hormus treibt Marktteilnehmer um. Wie Ryan betont, verlaufen 20% des globalen Ölhandels durch die Meerenge zwischen dem persischen Golf und dem Golf von Oman. Zwar legten die aktuellen Kontrakte der Rohölsorte Brent sowie der US-Leichtölvariante WTI am Montagvormittag New Yorker Zeit vergleichsweise leicht zu, da „sich Investoren an der Hoffnung auf eine Deeskalation festhalten“, wie der Ebury-Stratege ausführt. Goldman Sachs warnt allerdings vor einem Sprung der Brent-Notierung (zuletzt bei 74 Dollar) bis auf 110 Dollar pro Barrel, sollte der Handel durch die Straße von Hormus abgeschnitten werden.
Unabhängigkeit der Fed in Zweifel
Nun geht die Furcht davor um, dass Disruptionen am Rohstoffmarkt und Verwerfungen innerhalb der globalen Lieferketten wie nach dem russischen Überfall der Ukraine 2022 zu neuen, rapiden Inflationsanstiegen führen werden. Zugleich steht die Unabhängigkeit der Federal Reserve und damit ihre Fähigkeit, den Dollar wie bisher durch eine restriktive Geldpolitik zu stützen, angesichts beständiger Attacken durch Trump auf die Notenbank in Zweifel. „Aktuell tappen die Märkte bezüglich der weiteren Entwicklung völlig im Dunkeln“, kommentiert Ryan.
Dan Ivascyn, Investmentchef von Pimco, beobachtet ebenfalls eine zunehmende Diversifizierung weg vom Dollar und US-Assets, die sich sowohl am Anleihe- wie auch am Aktienmarkt auswirke. Zwar hätten sich die US-Wirtschaft und insbesondere risikobehaftete Marktbereiche in den vergangenen Jahren absolut wie auch relativ außergewöhnlich positiv entwickelt. „Allerdings sind der Dollar und US-Risikoanlagen nach wie vor relativ teuer“, kommentiert Ivascyn. Daher gehe Pimco wir davon aus, dass es in den kommenden Jahren zu einer Trendwende kommen könnte, bei der die Ausnahmestellung der USA abnehme und andere Industrie- sowie Schwellenländer eine stärkere Entwicklung zeigten. Der Bond-Riese ziehe sich nicht aus US-Vermögenswerten zurück, setze aber wo möglich auf eine „umsichtige Diversifizierung“, um die Volatilität zu reduzieren und das Ertragspotenzial zu steigern.