Ratingfolgen für die US-Konjunktur

Herabstufung der Bonität hängt wie ein Klotz am Bein der US-Wirtschaft

Der Downgrade der USA durch Moody’s belastet nicht nur die Märkte, sondern entfaltet auch gesamtwirtschaftliche Folgen. Zusammen mit der erratischen Handelspolitik könnten sich die Marktbewegungen aufschaukeln und die Konjunktur abstürzen lassen.

Herabstufung der Bonität hängt wie ein Klotz am Bein der US-Wirtschaft

Moody’s dämpft US-Aussichten

Herabstufung der Bonität erhöht den Zinsdruck und schwächt das Wachstum

Der Downgrade der USA durch Moody’s belastet nicht nur die Märkte, sondern entfaltet auch massive konjunkturelle Wirkungen: Höhere Zinsen und schwächeres Wachstum werden die unmittelbare Folge sein. Entscheidend ist, ob Washington direkt darauf reagiert und den Haushalt in Ordnung bringt. 

det Washington

Seit dem Wochenende herrscht zwischen den drei Ratingagenturen Moody’s, Standard & Poor’s (S&P) und Fitch wieder Konsens: Die USA haben nicht mehr die höchste Bonitätsnote. Die ersten Reaktionen an den Märkten haben sich schon gezeigt. Anleger werden eine höhere Risikoprämie verlangen, um in US-Staatsanleihen zu investieren. Das führt zu höheren Zinsen und wird die Aktienkurse weiter belasten.

Parallel dazu stellt sich aber die Frage, ob der Downgrade durch Moody’s die Konjunktur auch insgesamt und nachhaltig belasten wird. Das dürfte davon abhängen, ob sich Politiker nun zusammenraufen können, um die ausufernde Verschuldung langsam wieder in den Griff zu bekommen. Mit den außer Kontrolle geratenen Schulden begründet Moody’s nämlich den Downgrade, der nach Ansicht vieler Analysten nur eine Frage der Zeit war. Mit Zahlungsverpflichtungen von insgesamt fast 37 Bill. Dollar machen die US-Staatsschulden mittlerweile 122% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.

Zähe Budgetverhandlungen

In den vergangenen fünfzig Jahren haben sowohl Republikaner als auch Demokraten hoch und heilig versprochen, den Schuldenberg abzutragen. Die Partei des amtierenden Präsidenten Donald Trump versteht darunter eine Reduktion staatlicher Leistungen, verbunden mit einem Ausbau des Rüstungsetats und Steuersenkungen. Das schlägt sich auch in dem jüngsten Haushaltsentwurf nieder, über den derzeit im Repräsentantenhaus gestritten wird.

Anzunehmen ist, dass die Partei angesichts ihrer knappen Mehrheiten in beiden Kongresskammern früher oder später ein neues Budgetgesetz in Gesetzesform gießen wird. Unterdessen sind sich Ökonomen einig: Geringere Neuverschuldung wird dies nicht zur Folge haben, im Gegenteil. Folglich rechnet das unabhängige Congressional Budget Office (CBO) damit, dass die Defizitquote in 10 Jahren 6,1% betragen wird. Das liegt deutlich über dem jährlichen Durchschnittswert von 3,8%, der während der letzten 50 Jahre gemessen wurde.

Temporäre Auswirkungen

Falls Politiker in Washington nach dem Verhaltensmuster der vergangenen Dekaden handeln, dann könnten die Wirkungen des jüngsten Downgrade wieder relativ schnell verpuffen. Die höheren Renditen dürften für einige Zeit die Aktienmärkte belasten. Auch könnte die Blamage den Dollar weiter schwächen. Der Greenback hat seit der Verkündung von US-Präsident Donald Trumps Einfuhrzöllen gegenüber dem Euro 10% seines Werts eingebüßt. Diese Entwicklung könnte sich nun fortsetzen. Das wiederum würde Trump entgegenkommen und die US-Exportwirtschaft stärken. Er meint bekanntlich, dass die US-Valuta gegenüber anderen Währungen seit Jahren überbewertet ist.

Gesamtwirtschaftlich dürften sich die Folgen der Herabstufung aber in Grenzen halten. Höhere Zinsen könnten den Vertrauensentzug bei Verbrauchern und Unternehmen weiter beschleunigen und das Wachstum weiter abwürgen. Dabei war das annualisierte BIP im ersten Quartal ohnehin um 0,3% geschrumpft. Dazu trug aber die schlechte Stimmung als Folge der Zölle, nicht der Verschuldung bei. Das günstigste Szenario: Wie auch im Jahr 2011, als S&P den ersten Downgrade beschloss, einigen sich Republikaner und Demokraten auf vernünftige Zwangseinsparungen. Geprägt war 2011 von schwachem Wachstum und einem starken Euro, der auf 1,40 Dollar kletterte. Bald danach erholte sich aber die resiliente US-Wirtschaft und wuchs wenige Jahre später schon wieder um knapp 3%.

Zölle wiegen schwerer

Mit einem ähnlichen Szenario könnte auch 2025 und in den kommenden Jahren zu rechnen sein. Obwohl die „Tragfähigkeit“ der US-Staatsschulden schon seit langer Zeit Gegenstand akademischer Debatten ist, besteht auch heute kein Zweifel an der Zahlungsfähigkeit er weltgrößten Volkswirtschaft. Schwerer als der Downgrade und die Schulden wiegen nämlich die Folgen der erratischen Handelspolitik. Diese fanden auch in den Frühindikatoren für April ihren Niederschlag.

Am Montag rutschte der einschlägige Index (LEI) des Forschungsinstituts Conference Board gegenüber dem Vormonat schon einmal um 1,0% ab. Das ist der stärkste Rückgang seit März 2023. Damals wähnten Analysten die USA an der Schwelle zu einer Rezession, die aber nie zur Realität wurde. Ob die Wirtschaft diesmal einbricht, wird weniger von Moody’s und dem hohen Schuldenstand, sondern vielmehr der Politik der amtierenden Regierung abhängen.

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