Für gewöhnlich sind die Menüs von Gipfeltreffen willkommener Stoff für die Berichterstatter der Nachrichtensender, die sonst nicht viel zu erzählen hätten, während sie vor der Tür auf Ergebnisse warten. Anders als im Mittelalter wird den Speisen keine große symbolische Bedeutung mehr beigemessen. Doch was dem britischen Premierminister Boris Johnson bei seinem Abendessen mit Ursula von der Leyen, der Präsidentin der EU-Kommission, in Brüssel vorgesetzt wurde, zeigte, wie vergiftet das Klima zwischen Großbritannien und der Staatengemeinschaft mittlerweile ist. Wäre nur einmal Fisch auf den Tisch gekommen, hätte man es noch als Zufall abtun können. Doch gab es vor dem Steinbutt zum Einstieg auch noch Jakobsmuscheln. Angesichts der gewaltsamen Angriffe französischer Fischer auf britische Kollegen, bei denen es um ebendiese Muscheln ging, zeugte die Menüauswahl von wenig Sinn für Diplomatie. Doch anders als Theresa May, der es in Brüssel nicht besser erging, lässt sich Boris Johnson durch solche Nadelstiche nicht den Appetit verderben. hip