Eine Frage der Vermarktung

Warum die Angelsachsen in QE ein Patentrezept gegen die Euro-Krise sehen

Eine Frage der Vermarktung

Von Stephan Lorz, FrankfurtGinge es nach der Mehrheit der angelsächsischen Ökonomen, so hilft gegen die Deflationsgefahr und gegen die Wachstumskrise in der Eurozone nur eines: Quantitative Easing (QE), der massive Ankauf von Staatsanleihen durch die Notenbank. Dass das Meinungsbild in der deutschen Wirtschaftswissenschaft diesbezüglich ganz anders gelagert ist, stößt jenseits des Ärmelkanals auf Unverständnis. Hat die heimische Wirtschaftswissenschaft die Zeichen der Zeit nicht erkannt?Michael Heise, der Chefvolkswirt der Allianz, verteidigt den deutschen Widerstand. Hierzulande würden niedrige Preise nämlich eher positiv wahrgenommen, während im angelsächsischen Raum gleich die Angst vor einer Negativspirale mitschwinge und sogleich Rufe nach Gegenmaßnahmen laut würden.Und offenbar ist den tonangebenden Ökonomen dort das Schlagwort auch wichtiger als die inhaltliche Auseinandersetzung. Denn Europa werde in der Regel zu QE-Maßnahmen gedrängt mit dem Verweis auf die gefährlichen “japanischen Verhältnisse”, denen man sich ansonsten gegenübersehen würde, betont Heise mit einem Schmunzeln. Gerade die Japaner aber machten in großem Maßstab QE und öffneten auch die fiskalischen Schleusen des Staates. Doch nichts davon funktioniere bislang. Weshalb die Europäer diesem Vorbild nacheifern sollten, ist ihm deshalb schleierhaft. Viel wichtiger sind seines Erachtens die nötigen Strukturreformen, um aus dem Schlamassel herauszukommen. Die sind allerdings äußerst komplex, langwierig und politisch oft nur sehr schwer umzusetzen. Weiterer Nachteil: Sie lassen sich auch nicht so elegant vermarkten.