Einzelhandel berappelt sich etwas
Die deutschen Einzelhändler starten mit erfreulichen Nachrichten ins zweite Halbjahr: Im Juni steigerten sie die Umsätze dank Onlinekäufen unerwartet kräftig und der Mai verlief doch nicht so schwach wie zunächst gemeldet. Allerdings bleiben die Aussichten wegen der Kaufzurückhaltung der Verbraucher trübe – das Konsumklima ist zuletzt wegen der anhaltenden Unsicherheit und den zunehmenden Jobsorgen gesunken.
Kräftige Aufwärtsrevision
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) ist der Umsatz der Einzelhandelsunternehmen im Juni kalender- und saisonbereinigt, also nominal, um 0,8% gestiegen. Real, also preisbereinigt, ergibt sich ein Plus von 1,0%. Ökonomen hatten ein gerade mal halb so großes Wachstum von 0,5% prognostiziert. „Auch durch die Aufwärtsrevision des Vormonats ist das zweite Quartal noch versöhnlich ausgefallen“, erklärt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, mit Blick auf die von –1,6% auf –0,6% geänderte Rate für den realen Umsatzrückgang im Mai. „Die Konsumaussichten bleiben allerdings verhalten“, mahnt Krüger. Verbraucher würden derzeit lieber sparen, als sich von der niedrigen Teuerung locken zu lassen.
Trübe Aussichten
Auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, erwartet keine spürbare Belebung der Einzelhandelsumsätze im zweiten Halbjahr. „Über dem Arbeitsmarkt sind Wolken aufgezogen. Entlassungsmeldungen kommen aus dem Automobilbau, aber auch von Maschinenbauern.“ Die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze im zweiten Quartal seien keine günstigen Indikationen für den privaten Konsum im zweiten Quartal und damit auch für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Für eine Belebung der Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bedürfe es vor allem höherer Investitionen. „Zu Letzterem wird es aber erst mit höheren Infrastrukturausgaben im kommenden Jahr kommen“, betont Gitzel. Im zweiten Quartal fielen laut Destatis die Investitionen in Ausrüstungen und Bauten zum Vorquartal zurück. Hingegen legten die privaten und staatlichen Konsumausgaben zu. In den drei Monaten bis Juni schrumpfte das BIP einer ersten Schnellmeldung zufolge um 0,1% im Quartalsvergleich. Zudem revidierten die Wiesbadener Statistiker das Plus vom Jahresstart um 0,1 Prozentpunkte auf 0,3% nach unten.
Internethandel vorne
Besonders kräftig stieg im Juni der Umsatz im Internet- und Versandhandel mit real 9,0% zum Vormonat. Im Einzelhandel mit Lebensmitteln kletterten die Erlöse um 0,3%, für den Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln verzeichnen die Statistiker ein Plus von 1,8%.
Im gesamten ersten Halbjahr legten die Einzelhandelserlöse real um 2,9% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Auch hier hatte der Internet- und Versandhandel die Nase vorn (12,7%), gefolgt vom Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln (4,2%). Der Umsatz im Facheinzelhandel mit Lebensmitteln schrumpfte hingegen um 1,2%.