Einzelhandel erwartet nur verhaltenes Weihnachtsgeschäft
Einzelhandel erwartet nur verhaltenes Weihnachtsgeschäft
Einzelhandel erwartet nur verhaltenes Weihnachtsgeschäft
HDE: Verbraucher wollen weniger Geld ausgeben
ba Frankfurt
Der deutsche Einzelhandel blickt nur mäßig optimistisch auf das anlaufende Weihnachtsgeschäft. Die Monate November und Dezember sind die umsatzstärkste Zeit des Jahres, in denen der Einzelhandel 18,5% seines Jahresumsatzes erzielt. Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet für diese beiden Monate ein nominales Plus von 1,5% im Jahresvergleich auf 126,2 Mrd. Euro. Zum Vergleich: 2024 ergab sich ein Anstieg von 3,8%, im Jahr 2023 waren es nur 0,6%. Preisbereinigt wird es in diesem Jahr allerdings auf eine Stagnation hinauslaufen.
Zurückhaltende Verbraucher
„Das Jahresende entscheidet bei vielen Unternehmen über die Bewertung des gesamten Geschäftsjahres“, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. Auch wenn viele Händler eher vorsichtig oder pessimistisch auf diese beiden Monate blickten, bleibe das Weihnachtsgeschäft „trotz eines schwierigen Umfelds und vieler Ungewissheiten stabil“. Die Ausgangslage sei aber herausfordernd: 80% der 300 vom HDE befragten Handelsunternehmen aller Größen, Standorte und Branchen erwarten zurückhaltende Verbraucher. 83% rechnen damit, dass die Kunden wegen der Inflation stärker auf den Preis achten werden.
73% der gleichfalls befragten 2.000 Verbraucher gaben an, sich auf Weihnachten zu freuen. Sie wollen für Geschenke allerdings im Schnitt 263 Euro ausgeben, das sind 34 Euro weniger als im Vorjahr. Eine EY-Umfrage ergibt einen Rückgang um 6 auf 259 Euro. Vor allem Familien mit Kindern müssten sparen – sie würden in diesem Jahr 8% weniger als im Vorjahr ausgeben. Wie beide Umfragen ergaben, sollen auch in diesem Jahr vor allem Geschenkgutscheine, Spielwaren, Bücher und Kosmetik oder Körperpflegeprodukten unterm Weihnachtsbaum liegen.
Innenstadt weniger beliebt
Mit Blick auf die laufende Stadtbilddebatte stellte von Preen fest, dass „sich insbesondere Themen wie die Erreichbarkeit, die Sauberkeit, die Sicherheit in den Städten doch jetzt bemerkbar machen“. Interessant sei, „dass die ländlichen Gemeinden und die städtischen Vororte besser abschneiden als die Lagen in den Innenstädten“. Dort dürfte intensiver geshoppt werden als in den vergangenen Jahren.
Die Politik müsse jetzt rasch ins Handeln kommen und bessere Rahmenbedingungen für die Binnenkonjunktur schaffen, betonte von Preen. Allen voran die Senkung der Stromsteuer für alle, einen entschlossenen Abbau der Bürokratie sowie faire Wettbewerbsbedingungen mit Online-Plattformen und Händlern aus Fernost wie Shein und Temu. Bei letzterem sprach von Preen von einem „Stück Staatsversagen“: Für europäische Hersteller und Händler würden hohe Hürden aufgestellt, im Wettbewerb würden sie benachteiligt.
Shein und Temu stehen für 50% Umsatz
Der HDE schätzt mit Blick auf den prognostizierten Gesamtumsatz von gut 8 Mrd. Euro, den Händler aus Staaten außerhalb der EU in Deutschland machen würden, dass die beiden umstrittenen Online-Plattformen Shein und Temu „locker auf 50% davon zulaufen“ würden. Konkret erwartet er hier eine Größenordnung von 3,3 Mrd. Euro. „Das ist eine Schätzung, die wir gemacht haben, weil die Umsätze im Ausland gebucht werden“, erklärte von Preen. „Aber wir sind ziemlich sicher, dass wir die Größenordnung erfasst haben.“ Der Trend sei „stark wachsend“. 20% der Verbraucher wollen auch zu Weihnachten bei den beiden chinesischen Online-Händlern einkaufen, die für ihre günstigen Preise bekannt sind, ergab eine HDE-Umfrage. „Das ist schon ein bisschen paradox“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Für das Gesamtjahr erwartet der HDE ein Umsatzwachstum von 2% auf mehr als 678 Mrd. Euro. Inflationsbereinigt entspreche das einem Plus von 0,5%. Der Handel beschäftigt rund 3,1 Millionen Mitarbeiter an mehr als 300.000 Standorten.
