Großbritannien

Einzelhandel setzt im Mai weniger um

Die britischen Verbraucher deckten sich vor einem weiteren Sommerurlaub im eigenen Land mit Gartenmöbeln, Sportgeräten und Spielzeug ein. Der Lebensmitteleinzelhandel blieb dagegen auf der Strecke.

Einzelhandel setzt im Mai weniger um

hip London

Der britische Einzelhandelsumsatz ist im Mai überraschend eingeknickt. Die größten Rückgänge verzeichnete der Lebensmitteleinzelhandel, was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass die Menschen nach der Öffnung von Bars, Pubs und Restaurants mehr Speisen und Getränke außer Haus konsumierten. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, ging der Einzelhandelsumsatz um 1,4 % zurück. Volkswirte hatten dagegen im Schnitt mit einem Wachstum von 1,5 % gerechnet. „Keine große Sache“, lautete das Urteil der HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins. Sie verwies darauf, dass das Wachstum im April bei 9,2 % gelegen hatte. Alles in allem lag der Umsatz trotz des Rückgangs im Mai um 9,1% höher als im letzten Monat vor Beginn der Ausgangssperren zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie im Februar 2020. Anbieter von Haushaltswaren wie Gartenmöbeln verzeichneten im Mai ein Wachstum von 9 %, was darauf hindeutet, dass sich viele Briten auf einen weiteren „Staycation“-Sommer vorbereiten. Spielzeug und Sportgeräte waren ebenfalls stark nachgefragt. Supermärkte mussten dagegen eine Schrumpfung ihrer Erlöse von 5,7 % wegstecken.

Ein Blick in die Quartalszahlen von Tesco, der Nummer 1 im britischen Lebensmitteleinzelhandel, zeigt, dass der Erlösrückgang im Kontext gesehen werden muss. Während der Umsatz auf dem Heimatmarkt auf vergleichbarer Basis in den 13 Wochen zum 29. Mai im Vorjahresvergleich um lediglich 0,5 % stieg, lag das Wachstum im Vergleich zu 2019 bei 9,3 %.

Unruhe im Speckgürtel

Unterdessen setzte sich bei der Nachwahl im Wahlkreis Chesham und Amersham die Liberaldemokratin Sarah Green durch. Die Tories hatten das Mandat, das die beiden wohlhabenden Gemeinden aus dem Londoner Speckgürtel im Unterhaus vertritt, seit 1974 inne. Zuletzt hatten sie es mit einer Mehrheit von 16 000 Stimmen geholt. Diesmal lagen die Liberaldemokraten mit mehr als 8 000 Stimmen vorn. Die Wahl gilt als Musterbeispiel für das, was die Briten „NIMBYism“ nennen: die Ablehnung von Großprojekten und Bauvorhaben im eigenen Umfeld – „Not In My Backyard“. Was die bisherigen Wähler der Konservativen gegen ihre Partei aufbrachte, war die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke HS2, die keinen positiven Beitrag zur landschaftlichen Schönheit der Chilterns leisten wird, und die Bereitschaft, den Wohnungsbau im Grüngürtel der britischen Metropole zu erleichtern. Greens Wahlsieg habe eine „Schockwelle“ durch die britische Politik geschickt, sagte Ed Davey, der Parteichef der Liberaldemokraten. Konservative Kommentatoren fragten, ob der Fokus der Partei auf Brexit-Befürworter im Norden Englands zu einer Rebellion des liberal gesinnten Stammpublikums im Süden führen wird.