NOTIERT IN BRÜSSEL

Einzigartig phänomenal

Heute ist belgischer Nationalfeiertag. In der Hauptstadt hat man sich schon herausgeputzt. Bühnen für Musik sind aufgebaut. Im Park am königlichen Palais wird zum Volksfest geladen. Eine Militärparade wird am Nachmittag noch ein wenig die...

Einzigartig phänomenal

Heute ist belgischer Nationalfeiertag. In der Hauptstadt hat man sich schon herausgeputzt. Bühnen für Musik sind aufgebaut. Im Park am königlichen Palais wird zum Volksfest geladen. Eine Militärparade wird am Nachmittag noch ein wenig die Fensterscheiben in der City zum Zittern bringen. Auf dem Place du Jeu de Balle, der eigentlich für seine Flohmärkte berühmt ist, findet ein gemeinsames Muschelessen statt. Und am Abend darf natürlich auch das Feuerwerk nicht fehlen. *Es ist eigentlich der übliche Schnickschnack. Und doch sind die Schallwellen bis in die frühere belgische Kolonie zu spüren. Denn in der Demokratischen Republik Kongo hat die staatliche Nachrichtenagentur ihren Journalisten verboten, über die Feierlichkeiten zu berichten. Der Empfang in der belgischen Botschaft in der Hauptstadt Kinshasa anlässlich des Nationalfeiertags gilt normalerweise als ein gesellschaftliches Highlight in der Metropole. Minister der Regierung nehmen schon mal teil und manchmal auch die Präsidenten von Senat und Nationalversammlung. Journalisten, die sich nicht an das Verbot halten, droht die Entlassung, berichtet jetzt die Nachrichtenagentur Belga. Hintergrund der Anweisung sind die jüngsten drastischen Verschlechterungen der Beziehungen. Auslöser war eine Kritik vom belgischen Außenminister Didier Reynders im April an der Nominierung des neuen kongolesischen Premierministers gewesen. Als Reaktion kündigte der Kongo erst einmal die 2003 vereinbarte militärische Zusammenarbeit auf. *Vielleicht ist es nun am belgischen König Philippe, die Wogen in den bilateralen Beziehungen wieder ein wenig zu glätten, vielleicht ja schon heute in seiner Ansprache zum Nationalfeiertag. Dieser Tag hat seine Ursprünge übrigens im Jahr 1831. Nachdem sich Belgien ein Jahr zuvor von den Niederlanden unabhängig erklärt hatte, fiel die Wahl des ersten Königs schließlich auf Leopold Prinz von Sachsen-Coburg, der dann am 21. Juli 1831 als erster Monarch den Eid auf die belgische Verfassung ablegte. Mittlerweile versprüht das belgische Königshaus aber nur noch wenig royalen Glanz. Philippe, der heute vor genau vier Jahren den Thron bestieg, wird von den meisten Landsleuten als eher steif und ungelenk wahrgenommen. In den Gazetten steht ohnehin seine Frau Mathilde mehr im Fokus. *Vor einigen Wochen musste sich der 57 Jahre alte König der Belgier sogar von Burger King veralbern lassen. Anlässlich des Markteintritts in Belgien schaltete die US-Fast-Food-Kette Werbeanzeigen, in denen die Frage nach dem wahren König gestellt wurde. Online konnte hierzu die Wahl getroffen werden: King Philippe? Oder doch vielleicht ein Whopper von Burger King? “Seid ihr sicher, dass ihr König Philippe wählen wollt?”, hieß es in einem Clip, der das Königshaus in Brüssel nicht besonders amüsierte. “Er wird euch keine Pommes machen.” Ein Argument, das in Belgien durchaus von Bedeutung ist. *Pommes spielen natürlich auch in der Kampagne aus dem Hause des belgischen Ministerpräsidenten Charles Michel eine Rolle, die im Vorfeld des Nationalfeiertags schon ausgerollt wurde. “Belgien – einzigartig phänomenal” heißt das selbstbewusste Motto und will hierfür auch 99 Gründe liefern. Ob damit Besucher oder eher die Belgier selbst von ihrer Einzigartigkeit überzeugt werden sollen, bleibt ein wenig unklar. Aber zumindest erfährt man, dass das Saxofon in Belgien erfunden wurde, dass es im Land die weltweit größte Anzahl an Sterne-Restaurants pro Quadratmeter gibt und dazu 14 500 Kilometer Radwege bei einem Landesdurchmesser von nur knapp 280 Kilometern. In Belgien wohnen nur 0,2 % der Weltbevölkerung, aber unter den Exportländern steht das Land auf Platz 12. Aktuelle Platzierung im “World Happiness Index”: Rang 17. Na, darauf lässt sich heute doch noch mit einem Trappisten-Bier anstoßen.