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"El señor no" steht künftig Argentiniens Wirtschaft vor

Von Andreas Fink, Buenos Aires Börsen-Zeitung, 23.5.2018 Kaum in neuer Funktion, hat Nicolás Dujovne schon einen Spitznamen: "El señor no". Nein sagen gehört von Haus aus zur Jobbezeichnung eines Finanzministers. Aber in einem Land, das kürzlich...

"El señor no" steht künftig Argentiniens Wirtschaft vor

Von Andreas Fink, Buenos AiresKaum in neuer Funktion, hat Nicolás Dujovne schon einen Spitznamen: “El señor no”. Nein sagen gehört von Haus aus zur Jobbezeichnung eines Finanzministers. Aber in einem Land, das kürzlich den Internationalen Währungsfonds um Hilfe gebeten hat, wird Zahlungsverweigerung zur Zentralkompetenz. Auf dem Papier hat sich bisher nichts geändert in Präsident Mauricio Macris Wirtschaftsteam, nachdem das Land Ende April in eine Währungsturbulenz geriet, in welcher der Peso ein Viertel seines Wertes verlor, obwohl die Zentralbank 12 % ihrer Währungsreserven für Stützungskäufe ausgab.Der 51-jährige Dujovne wurde von Macri am Pfingstsonntag zum neuen Koordinator der Wirtschaftspolitik berufen. Der bisherige Finanzminister ist ein geübter Kommunikator, er war vor dem Eintritt ins Kabinett Kolumnist in Print und TV-Medien. Nun müssen neun Ministerien, von Energie bis Tourismus, aber auch das für die föderale Geldverteilung zuständige Innenministerium, dem Ökonomen ihre Projekte vorlegen. Das letzte Wort in strittigen Fragen behält sich der Präsident vor.Die Aufgabenteilung in einem großen Team hatte sich Macri aus der Unternehmenswelt abgeschaut. Allerdings unterlief ihm dabei ein Konstruktionsfehler. Macri übertrug die Koordination der Wirtschaftspolitik seinem heute 41-jährigen Kabinettschef Marcos Peña, der zudem auch die Wahlplanung für Macri übernahm. Dabei gab es Konfusionen zuungunsten der Haushaltsdisziplin. Peña zugeordnet wurden die Vizeminister Mario Quintana und Gustavo Lopetegui. Diese vormaligen CEOs des Investmentfonds Pegasus und der Airline LAN Argentina sollten sämtliche Projekte der Ministerien prüfen und absegnen. Dass gestandene Minister nun vor diesen zwei grauen Eminenzen ohne Politikerfahrung buckeln mussten, schuf Verstimmung und Pannen. Darum schmiss Macris erster Finanzminister Alfonso Prat-Gay schon nach einem Jahr hin. Ein weiterer Riss tat sich auch zwischen dem Zentralbankchef Federico Sturzenegger und den Ex-Bossen auf. Ende Dezember musste Sturzenegger gegen seine Überzeugung das Inflationsziel von 10 auf 15 % erhöhen und die Leitzinsen senken. Quintana und Lopetegui wollten den Konsum ankurbeln und setzten eine Zinssenkung durch. Die Desavouierung des Zentralbankchefs alarmierte Investoren und legte die Grundlage für deren Massenflucht im Mai. Haushaltsziel soll sinkenNun soll Minister Dujovne die Gräben überbrücken und alle Ressorts, aber auch die 24 Provinzen zum Sparen zwingen. Das Ziel ist klar: Das Defizit muss sinken, und das in einem Dürrejahr, in dem etwa 6 Mrd. Dollar weniger eingefahren werden können. Das Haushaltsziel eines Primärdefizits von 3,2 % ist bereits auf 2,7 % korrigiert worden. Aber das dürfte nicht reichen. Wahrscheinlich ist, dass der IWF eine Senkung auf 2 % oder weniger fordert.