Entwicklungsbank senkt Prognose für Asien

ADB warnt vor externen Gefahren

Entwicklungsbank senkt Prognose für Asien

Von Ernst Herb, HongkongEin schwächer als erwartet ausgefallenes Wirtschaftswachstum Chinas und Indiens, Nervosität über das sich abzeichnende Ende der ultralockeren Geldpolitik in den traditionellen Industriestaaten wie auch Sorgen über den eskalierenden US-Budgetstreit bremsen die Konjunktur in der asiatisch-pazifischen Region. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hat in ihrer aktualisierten Jahresvorausschau die Wachstumsprognose für die Schwellenländer der Region von 6,6 auf 6,0 % gesenkt.Das multilaterale Entwicklungsinstitut wies gleichzeitig Befürchtungen zurück, die asiatischen Schwellenländer stünden heute vor einem ähnlichen Sturm, wie sie ihn 1997/1998 durchlebt haben. Obwohl Indien und Indonesien mit hartnäckigen Zahlungsbilanzdefiziten zu kämpfen hätten, sei die Lage weiterhin unter Kontrolle, schreibt die ADB aktuell. “Das zeigt sich daran, dass die Devisenreserven der zwei Länder genügten, ihre Importrechnungen für fünf bis sechs Monate zu begleichen”, sagte ADB-Chefökonom Changyong Rhee während der Vorstellung des Konjunkturausblicks in Hongkong.Die ADB geht davon aus, dass sich das Wachstum in der Region 2014 mit 6,2 % gegenüber dem laufenden Jahr leicht beschleunigen wird. Allerdings weist Changyong mit Blick auf das zu erwartende Ende des Anleihenkaufprogramms der amerikanischen Notenbank auf eine erhöhte Volatilität der Finanzmärkte hin. Das fällt für die Schwellenländer umso mehr ins Gewicht, sind sie heute doch weitaus stärker in die globalen Finanzmärkte integriert und damit auch externen Schocks ausgesetzt als noch vor 15 Jahren.Die vergangenen Monate, während deren in größerem Maße Kapital aus der Region abgeflossen ist, haben nach Meinung Changyongs aber gezeigt, dass die Region auf die anstehenden Herausforderungen relativ gut vorbreitet ist. Ein Grund sei, dass der interregionale Handel an Bedeutung gewonnen und Asien weniger abhängig von den Wachstumszyklen in den traditionellen Industriestaaten gemacht habe.Die ADB geht trotz offener Fragen über den Budgetstreit in Washington weiterhin davon aus, dass die Schwellenländer in den kommenden Monaten von den USA, von Europa wie auch von Japan Wachstumsimpulse erhalten werden. Nach Meinung von Changyong haben die reifen Industriestaaten die konjunkturelle Talsohle klar hinter sich gelassen. Ruf nach ReformenDas Entwicklungsinstitut, das als Teilhaber auch von Deutschland mitgetragen wird, ruft die Region in seinem wirtschaftlichen Ausblick auch zu weiteren strukturellen Reformen auf. Denn nur so könne garantiert werden, dass das bisher Erreichte erhalten werde und die Schwellenländer zu den wohlhabenden Staaten aufholen könnten. Auf die Agenda gehörten unter anderem der verstärkte Kampf gegen die Korruption, eine Modernisierung des Fiskalsystems, größere Investitionen in die Bildung und vor allem auch ein engeres soziales Sicherheitsnetz.