Sonderfaktor in der Autoindustrie

Erneuter konjunktureller Rückschlag für die Industrie

Die deutsche Industrieproduktion bricht beeinflusst durch Werksferien und US-Importzölle im August ein. Es droht für das dritte Quartal gar eine technische Rezession.

Erneuter konjunktureller Rückschlag für die Industrie

Erneuter Dämpfer für Industrie

Produktion sinkt wegen Werksferien der Autoindustrie unerwartet stark

ba Frankfurt

Im August muss die deutsche Industrie ordentlich Federn lassen: Die Produktion ist so stark gesunken wie zuletzt beim Ausbruch des Ukrainekrieges im Frühjahr 2022. Auch wenn die Daten durch die Lage der Werksferien in der Automobilindustrie verzerrt sind, halten Ökonomen ein Schrumpfen der Wirtschaft im dritten Quartal für immer wahrscheinlicher. Zumal die Auslandsnachfrage infolge der erhöhten US-Importzölle schwindet und damit kaum Aussicht auf baldige Besserung besteht. Schwung dürfte zwar das Investitionspaket der Bundesregierung in Infrastruktur und Rüstung bringen, allerdings erst vom kommenden Jahr an.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet für August ein Produktionsminus von Industrie, Bau und Energieversorgern von preis-, saison- und kalenderbereinigt 4,3% zum Vormonat. Ökonomen hatten nach dem Zuwachs von 1,3% im Juli zwar einen Rückschlag erwartet, aber lediglich in Höhe von 1,0%.

Niedrigster Stand seit Corona

„Die Industrieproduktion fällt auf den niedrigsten Stand seit der Corona-Pandemie“, mahnt DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. „Dass gerade die industriellen Kernbranchen wegbrechen, ist ein Weckruf.“ Denn die kräftigsten Rückgänge verzeichneten der Maschinenbau (–6,2%), die Pharmaindustrie (–10,3%) und die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (–6,1%). Das Minus von 18,5% der Automobilindustrie wiegt zwar am schwersten, wird von den Statistikern aber mit Produktionsumstellungen in Kombination mit den relativ späten Werksferien erklärt. „Ohne die Kfz-Industrie halbiert sich der Rückgang der Produktion im Produzierenden Gewerbe im August in etwa“, relativiert auch das Bundeswirtschaftsministerium.

Ferien verzerren die Daten

Allerdings sei die Produktion in den anderen Industriesektoren auch um 2,5% gefallen, wobei gleichfalls die Lage der Sommerferien eine Rolle gespielt haben könnte, betont Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Die Industrie im engeren Sinne schränkte die Fertigung um 5,6% ein, die Energieerzeugung wurde um 0,5% gedrosselt. Die Bauproduktion hingegen stieg zum dritten Mal in Folge, und zwar um 0,6%.

„Das ist ein erneuter heftiger Schlag für die deutsche Konjunktur“, sagte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. Statt eines „Herbstes der Reformen“ drohe jetzt ein „Winter unseres Missvergnügens“. ING-Chefökonom Carsten Brzeski betonte mit Blick auf die jüngsten Konjunkturdaten, dass das Risiko eines weiteren Minus-Quartals und damit einer technischen Rezession „sehr real“ sei.