Ifo-Index legt zu

Erwartungen ans Auslandsgeschäft steigen

Die deutsche Exportwirtschaft zeigt sich im September besser gelaunt – im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft. Dort hat sich die Stimmung eingetrübt.

Erwartungen ans Auslandsgeschäft steigen

Die deutsche Exportwirtschaft erwartet trotz schwacher Auslandsnachfrage, starkem Euro und den gestiegenen US-Importzöllen bessere Geschäfte. So legten die Ifo Exporterwartungen für die kommenden drei Monate im September deutlich auf +3,5 Punkte zu. Im August waren es noch –3,0 Punkte. „Ein nachhaltiger Aufschwung ist allerdings noch nicht in Sicht“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo Umfragen. „Die weltweiten Handelsströme sortieren sich derzeit neu. Die deutsche Exportwirtschaft sucht noch ihre Rolle in diesem Umfeld.“

Autobranche deutlich optimistischer

Die Automobilbranche ist merklich optimistischer geworden. Hier kletterte der Indikator auf 16,7 Punkte, das ist der höchste Wert seit April 2023. Auch die Möbelindustrie und die Hersteller elektrischer Ausrüstungen erwarten laut Ifo eine zunehmende Nachfrage aus dem Ausland. Die Exportaussichten der Getränkeindustrie bleiben positiv, aber gedämpfter als im Vormonat. Der Indikator der Nahrungsmittelhersteller erholte sich und liegt nur noch knapp im negativen Bereich, nachdem er im August noch deutlich gefallen war. Der Maschinenbau erwartet hingegen weniger Auslandsaufträge. Auch für die Firmen in den Bereichen Metall, Textil und Bekleidung ist das Exportgeschäft weiter schwierig. 

In der gesamten Wirtschaft hingegen hat sich die Stimmung im September überraschend eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel von 88,9 auf 87,7 Punkte. Der erste Rückgang nach sechs Anstiegen in Folge bestätigt im Gegensatz zum ZEW-Index und der Einkaufsmanagerumfrage die zuletzt gedämpften Erholungshoffnungen.

Exporte kein Wachstumsmotor mehr

„Das in den vergangenen Jahrzehnten oft beobachtete Szenario, in dem die deutsche Wirtschaft durch steigende Exporte aus der Rezession gezogen wird, ist derzeit nicht realistisch“, mahnte etwa IMK-Direktor Sebastian Dullien laut Redemanuskript. Die Exporte, so erwartet das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), dürften in diesem Jahr um 1,2% sinken, 2026 dann um 0,7% anziehen. Nachdem die Importe in den beiden Jahren um 2,8% und 3,6% anziehen dürften, wird der Beitrag des Außenhandels zum Wirtschaftswachstum deutlich negativ ausfallen. Der Außenhandelsüberschuss falle aber weiter „substanziell“ aus – mit 4% 2025 und 2,8% 2026. Das wäre zwar der niedrigste Überschuss seit 2003, doch nähere er sich „damit wieder Größenordnungen, wo man nicht mehr von ‚außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten‘ reden würde“, so Dullien.

Das IMK erwartet für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,2%. 2026 sollen es dann 1,4% werden – 0,1 Prozentpunkte als bislang prognostiziert. Wichtige Faktoren, dass die deutsche Wirtschaft „nach langer Durstrecke wieder auf dem Weg nach vorne“ ist, sind laut Dullien die zu erwartende solide Lohnentwicklung, vor allem aber die politische Entscheidung, endlich den enormen öffentlichen Investitionsstau in Deutschland aufzulösen.

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ba Frankfurt