EU-Kommission will Verbrenner-Aus früher prüfen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte nach dem dritten Strategischen Dialog mit Spitzenvertretern der Autobranche, die EU-Kommission habe deren Anliegen zugehört und Flexibilität eingeräumt. „Wir werden Dekarbonisierung und Technologieneutralität miteinander verbinden“, sagte sie am Freitag. Die CO₂-Ziele sollten nun noch in diesem Jahr unter die Lupe genommen werden.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder begrüßte die Entscheidung, das Verbrenner-Aus noch in diesem Jahr zu überprüfen. Klimaschutz bleibe das Ziel, aber er müsse mit Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz vereinbar sein, sagte Schnieder. „Deshalb ist es richtig, alle Antriebsoptionen einzubeziehen – vom batterieelektrischen Fahren über Wasserstoff bis hin zu klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen.“ Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), sagte, die Überprüfung könne die Grundlage für die notwendigen Entscheidungen sein. „Von zentraler Bedeutung bleibt eine Anpassung des Reduktionsziels der CO₂-Flottenregulierung im Jahr 2035 auf minus 90 Prozent.“ Beim nächsten strategischen Dialog im Dezember müsse Klarheit geschaffen werden.
Abruptes Aus schürt Bedenken
Derzeit sehen die EU-Regeln vor, dass der CO₂-Ausstoß von Autos bis 2035 auf Null sinken muss. Danach sind den aktuellen Regeln zufolge keine Autos mehr erlaubt, die im Betrieb CO₂ ausstoßen. Im Vorfeld hatten sich Bundeskanzler Friedrich Merz und die Autoindustrie für eine Kurskorrektur bei den EU-Klimaregeln stark gemacht. Manche Automanager befürchten bei einem Festhalten an einem strikten Verbrennerverbot, dass in den Jahren zuvor viele Autokäufer sich mit einem neuen Verbrennerfahrzeug eindecken und der Markt anschließend zusammenbricht. Audi-Chef Gernot Döllner sagte dagegen der „Wirtschaftswoche“, dass immer neue Debatten um den Erhalt des Verbrenners losgetreten würden, sei „kontraproduktiv und verunsichert die Kunden“.
Die europäische Autobranche steht derzeit unter massivem Druck. Sie leidet unter der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, welche Zusatzkosten in Milliardenhöhe im US-Geschäft mit sich bringt, und der Schwäche des China-Geschäfts. Dazu kommt, dass der Absatz von Elektroautos in Europa nicht so stark steigt wie ursprünglich angenommen. Einem Insider zufolge hatten sich vor allem Zulieferer für eine Überprüfung der Emissionsregeln stark gemacht.
Alternativen zum Elektromotor
Unklar ist, welche Vorschläge die EU-Kommission zu den Zielen für 2035 macht. Möglich sind CO₂-neutrale Kraftstoffe, die für Verbrennungsmotoren oder Generatoren in Range Extendern genutzt werden können. Volkswagen erklärte dazu, Übergangsregelungen, Sonderlösungen für Kleinserien sowie die Rolle CO₂-freier Kraftstoffe gehörten in die anstehende EU-Überprüfung. „Der Elektromobilität gehört die Zukunft“, teilte der Wolfsburger Autobauer mit. Es sei nun Aufgabe der Politik, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Elektromobilität weiter zum Erfolg zu führen.
Zugleich sollen Anreize für die Produktion kleiner Elektroautos geschaffen werden. Ein EU-Insider sagte, dazu werde eine eigene regulatorische Kategorie geschaffen. Auch Volkswagen machte sich dafür stark, den Absatz derartiger Autos deutlich zu steigern, und brachte „Super-Credits“ ins Spiel, welche die Produktion kleiner Fahrzeuge für die Hersteller attraktiver machten.