EU stärkt Altersvorsorge: Neue Ansätze für Sparer
Von Renten-Dashboards bis Vorsorge-Label
Centrum für Europäische Politik zählt Optionen der EU zur Stärkung des Sparens fürs Alter auf
fed Frankfurt
Auch wenn die Regelung der Altersvorsorge im Kern eine nationale Aufgabe ist, hat die Europäische Union zahlreiche Möglichkeiten, die Anstrengungen der Mitgliedstaaten zur Stärkung des privaten und betrieblichen Altersparens zu unterstützen. Diese Schlussfolgerung drängt sich bei der Lektüre der jüngsten Veröffentlichung des Freiburger Zentrums für Europäische Politik (CEP) auf. Denn darin werden sehr unterschiedliche Überlegungen sortiert, die von Institutionen wie dem EU-Rechnungshof oder Expertengremien (Noyer-Gruppe, Letta und Draghi-Berichte) vorgeschlagen worden sind.
Ein gemeinsamer Nenner der Empfehlungen ist deren Ausgangspunkt, nämlich einerseits die Überzeugung, dass private und betriebliche Altersvorsorge gestärkt werden müssen. Und andererseits die Enttäuschung darüber, dass Bemühungen wie die Etablierung eines Pan-Europäischen Pensionsprodukts PEPP erfolglos geblieben sind. Als Gründe dafür gelten das Fehlen steuerlicher Anreize zum einen und die viele Anbieter abschreckende Kostenobergrenze von 1% zum anderen. Insofern wird diskutiert, wie ein einfach zugängliches, simpel verständliches und steuerlich begünstigtes europäisches Altersspar-Produkt aussehen könnte.
Werben für europäisches Qualitätssiegel
Als Alternative dazu wirbt unter anderem die Europäische Zentralbank für ein europäisches Qualitätssiegel für die private (und vielleicht sogar kombiniert damit: die betriebliche) Altersvorsorge. Die Kriterien für ein solches Label, die von der EU-Versicherungsaufsicht Eiopa überwacht werden sollten, könnten ein langfristiger Anlagehorizont, der Verzicht auf eine Kapitalgarantie und das mehrheitliche Investment der Gelder in europäische Assets sein. Die Idee ist, dass Produkte, die das Label tragen, von nationaler steuerlicher Bevorzugung profitieren sollen.
Dass es beim Label nicht nur um ein Gedankenspiel geht, ist seit Juni klar, als sieben Mitgliedstaaten, darunter Deutschland und Frankreich, das Konzept von „Finance Europe“ vorgestellt haben. Hauptkriterium dieses Siegels ist die Einhaltung einer Mindestinvestitionsschwelle in europäische Vermögenswerte von 70%. Im Entwurf werden als investierbare Assets Aktien, ETFs, Eltifs, Ucits-Fonds oder auch alternative Investmentfonds sowie Anleihen genannt, jedoch explizit keine Kryptowerte.
Zur Stärkung der privaten Altersvorsorge beitragen könnte die EU aber auch durch Renten-Dashboards oder Tracking-Systeme. Sie sollen den Beteiligten eine Übersicht über ihren Vermögensaufbau und die Höhe künftiger Rentenansprüche liefern. Im 4. Quartal 2025 hat die EU-Kommission Initiativen geplant, mit denen sie die EU-Staaten dazu bringen möchte, Dashboards einzurichten. Eine andere Überlegung ist der Vorschlag eines Auto-Enrolment, also einer automatischen Registrierung aller erwachsenen EU-Bürger für ein Altersvorsorgekonto – versehen mit der Möglichkeit zum Opt-Out.