Einzelhandelsumsätze

Euro-Einzelhandel erholt sich

Das Geschäft der Einzelhändler im Euroraum hat im Februar unerwartet kräftig zugelegt. Wenn sich das Pandemiegeschehen mit erfolgreicher Impfkampagne beruhigt, sollte die Auflösung der Zwangsersparnis für weiteren Rückenwind sorgen.

Euro-Einzelhandel erholt sich

ba Frankfurt

Die Einzelhändler im Euroraum haben im Februar trotz der pandemiebedingten Einschränkungen die Umsätze überraschend kräftig ausgeweitet. Laut dem Statistikamt Eurostat stiegen die Erlöse um 3,0% zum Vormonat, wohingegen Ökonomen lediglich mit einem Plus von 1,5% gerechnet hatten. Zu Jahresbeginn waren die Umsätze noch um revidiert 5,2 (zunächst: 5,9)% eingebrochen. Im Vorjahresvergleich gingen die Umsätze um 2,9 % zurück. Die Prognose lag hier bei –5,3%.

Ökonomen erwarten, dass mit der Lockerung der Restriktionen in den kommenden Monaten die privaten Haushalte Teile der erzwungenen Ersparnis auflösen und in den Konsum stecken – dies würde insbesondere den Teilen des stationären Einzelhandels, aber auch Unternehmen aus Tourismus und Gastronomie neuen Schwung verleihen, die wegen der Corona-Pandemie schließen mussten. Die Allianz etwa erwartet einen Rückenwind für das Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,5% des Bruttoinlandsprodukts in Europa. 2020 seien die Ersparnisse der privaten Haushalte im Euroraum um 530 Mrd. Euro oder 40% im Vergleich zum Vorkrisenniveau gestiegen. Davon könnten etwa 163 Mrd. Euro oder 30% der zusätzlichen Ersparnis in den Konsum fließen. Nahezu der gleiche Betrag könnte für Investitionen oder Konsum im Ausland hinzukommen. Ende 2021 dürften die Ersparnisse in der Eurozone immer noch um 37% über den Werten vor der Pandemie liegen, heißt es weiter. Die Ökonomen von Oxford Economics erwarten, dass die Verbraucher im Euroraum nach dem Ende des Lockdowns und bei erfolgreichen Impfkampagnen bald wieder in die Läden zurückkehren werden, und prognostizieren für das laufende Jahr ein Konsumplus von 3,3%. Die Sparquoten dürften sich schnell wieder normalisieren, da diese kein Ausdruck der Unsicherheit über die künftige Einkommenssituation, sondern erzwungen entstanden seien.

Für viele Einzelhändler indes könnte der erwartete Konsumschub zu spät kommen – der deutsche Einzelhandelsverband HDE warnte gestern erneut vor der kritischen Lage bei vielen Nicht-Lebensmittelhändlern. 45% der 1000 Befragten sehen der Umfrage zufolge ihre unternehmerische Existenz im Laufe des Jahres in akuter Gefahr. Selbst die Händler, die Kunden mit negativem Test empfangen durften, verzeichneten Umsatzverluste von 62%, im Falle des Einkaufs mit Terminvereinbarung betrug das Minus fast 50%.

Die deutschen Einzelhandelsumsätze kletterten im Februar um 1,2% nach Rückgängen von 6,5 und 8,0% in den beiden Monaten zuvor.