Einkaufsmanagerindex legt zu

Euro-Industrie erholt sich

Im Mai erholt sich die Industrie vom US-Zollschock: Die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum, China, Japan und Großbritannien legen zu.

Euro-Industrie erholt sich

Euro-Industrie erholt sich

Einkaufsmanagerindex nähert sich langsam der Wachstumsschwelle

ba Frankfurt

Die Euro-Industrie war im Mai in so guter Stimmung wie zuletzt vor annähernd drei Jahren. Sie erhöhte zum dritten Mal in Folge die Produktion, während sich die Nachfrage nach mehrjährigem Rückgang nahezu stabilisierte. Der Rückgang bei Beschäftigung, Einkaufsmenge und Lager fiel geringer aus als zuletzt. Und die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen so optimistisch aus wie seit Februar 2022 nicht mehr und lagen nun wieder über ihrem Langzeit-Durchschnittswert.

Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global (PMI) stieg um 0,4 auf 49,4 Punkte, womit die Erstschätzung bestätigt wurde. Das Stimmungsbarometer notiert damit zwar auf dem höchsten Stand seit August 2022, signalisiert mit einem Wert unter 50 Zählern aber ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten.

„Der Aufwärtstrend beim Eurozone-PMI setzt sich fort und deutet auf eine baldige Erholung hin, was durch den seit März zu beobachtenden Anstieg bei der Produktion bestätigt wird“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt bei der Hamburg Commercial Bank. Bei drei Indexanstiegen in Folge liege die historisch abgeleitete Wahrscheinlichkeit eines erneuten Anstiegs im folgenden Monat bei 72%. Natürlich bleibe aber die Möglichkeit, dass die USA die Zölle auf Importgüter aus der EU deutlich anheben, ein wichtiger Risikofaktor. „Die Unternehmen zeigen sich jedoch deutlich zuversichtlicher als im vergangenen Monat, was auf eine gewisse Resilienz gegenüber den protektionistischen Maßnahmen der USA hindeutet.“

Relativ synchrones Wachstum

Der europäische Industriemotor lief laut dem Chefvolkswirt im Mai „relativ synchron“: Griechenland war mit beschleunigtem Wachstum Spitzenreiter. In Spanien ging es nach dreimonatiger Talfahrt wieder aufwärts und die Prognose von 48,4 Punkten wurde mit 50,5 Zählern deutlich übertroffen. Italiens PMI fiel auf 49,2 Punkte, die Erwartung lag bei 49,6 Zählern. Der Wert für Frankreich kletterte auf 49,8 Punkte, das sind 0,3 mehr als in der Erstschätzung ermittelt. Deutschlands PMI wiederum wurde um 0,5 auf 48,3 Punkte herabrevidiert, sodass sich statt eines Anstiegs zum Vormonat ein Rückgang um 0,1 Punkte ergibt.

„Die meisten Beobachter haben sich so sehr daran gewöhnt, dass von der Industrie schlechte Nachrichten kommen, dass der Blick für die positiven Meldungen verloren geht.“ De la Rubia mahnt daher auch zu berücksichtigen, dass sich die Daten für die deutsche Industrie insgesamt positiv entwickelt haben. So sei die Produktion das dritte Mal in Folge gestiegen und die Unternehmen hätten zwei Monate hintereinander aus dem Ausland mehr Aufträge erhalten. Am bemerkenswertesten sei „sicherlich die Tatsache, dass die Unternehmen mit dem größten Optimismus seit Februar 2022 in die Zukunft schauen“. Hier dürften die Regierungsbildung, die Aussicht auf Steuererleichterungen bei Investitionen, das staatliche Infrastrukturpaket und die geplanten höheren Verteidigungsausgaben eine entscheidende Rolle spielen.

Briten „bekommen die Kurve“

Auch in anderen Ländern ergeben die Einkaufsmanagerumfrage eine Stimmungsaufhellung der Industrie. Der entsprechende PMI für Großbritannien etwa ist im Mai um 1,0 auf 46,4 Punkte gestiegen. Experten hatten eine Bestätigung der Erstschätzung erwartet, die einen Rückgang auf 45,1 Zähler ergeben hatte. Für S&P-Experte Rob Dobson gibt es „einige Anzeichen dafür, dass das verarbeitende Gewerbe die Kurve kriegt.“ So deute der PMI darauf hin, dass die Produktion und die Auftragseingänge in den vergangenen beiden Monaten zugelegt hätten.

Die großen und staatlich dominierten chinesischen Industriebetriebe zeigten sich im Mai vom Handelskonflikts mit den USA unbeeindruckt: Wie von Ökonomen erwartet, meldete das Statistikamt in Peking am Wochenende einen PMI-Anstieg um 0,5 auf 49,5 Punkte. Das Pendant für den Dienstleistungssektor, in dem auch das Baugewerbe enthalten ist, fiel auf um 0,1 auf 50,3 Zähler.

Beschäftigungsaufbau in Japan

In Japan näherte sich der PMI der Wachstumsschwelle von 50 Punkten: Der Index legte um 0,7 auf 49,4 Zähler zu. S&P-Expertin Annabel Fiddes sieht „zaghafte Anzeichen für eine mögliche Verbesserung der Leistung des Sektors im kommenden Jahr“. Die Produktionsaussichten seien gestiegen und die Unternehmen hätten so viele Stellen geschaffen wie seit über einem Jahr nicht, da sie eine höhere globale Nachfrage erwarten.

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