Einkaufsmanagerindex

Euro-Industrie kommt nicht vom Fleck

Die Euro-Industrie dümpelt im Oktober vor sich hin – die Stimmungsaufhellung ist nur gering und die Geschäftsaussichten nur verhalten optimistisch. Wegen der Bedeutung der Industrie mahnen 19 Wirtschaftsminister Reformen der EU an, um den Industriestandort Europa zu stützen.

Euro-Industrie kommt nicht vom Fleck

Euro-Industrie
kommt nicht vom Fleck

Wirtschaftsminister mahnen Reformen bei der EU an

ba Frankfurt

Die Industrie im Euroraum startet zwar mit einer leichten Stimmungsaufhellung in das vierte Quartal, die Lage bleibt aber schwierig. Die Nachfrage war auch im Oktober verhalten, das achte Produktionsplus fiel ebenso moderat aus wie in den vergangenen Monaten und es wurde weiter Personal abgebaut, wie die endgültigen Ergebnisse der monatlichen Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global zeigen. Die Abnahme der Lagerbestände führt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank auf den Nachfragemangel, in geringerem Maße aber auch auf die Lieferprobleme bei einfachen Halbleitern zurück. Die Geschäftsaussichten wurden eher verhalten beurteilt.

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Europa zu stärken, mahnten Deutschland und 18 weitere EU-Staaten grundlegende Reformen der EU an, etwa für einen drastischen Bürokratieabbau. Bei der achten „Friends of Industry“-Konferenz am Montag in Berlin übergaben Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Ressortkollegen verschiedener EU-Staaten eine gemeinsame Erklärung an den Vizepräsidenten der EU-Kommission, Stéphane Séjourné. In der „Berliner Erklärung“ plädieren sie für ein neues legislatives „Mindset“. So müssten alle EU-Vorschriften auf überflüssige oder überzogene Regeln hin überprüft werden, die Regeln zur Künstlichen Intelligenz innovationsfreundlich umgesetzt und europäische Leitmärkte etwa für klimafreundlichen Stahl geschaffen sowie die Widerstandsfähigkeit europäischer Lieferketten gestärkt werden. Auch solle das Innovationspotenzial des Verteidigungssektors besser genutzt werden.

„Die EU darf nicht das Silicon Valley der Bürokratie sein. Sie muss das Silicon Valley für technologischen Aufbruch werden“, betonte Reiche und verwies auf die Bedeutung der Industrie: So wurden 2024 in der EU Waren im Wert von 5.860 Mrd. Euro produziert und verkauft, sie stehe für 15,6% der Wertschöpfung und rund 35 Millionen Menschen seien im Industriesektor tätig – das sind 20% der Erwerbstätigen. Séjourné erklärte laut Wirtschaftsministerium, die Industriestrategie habe für die Kommission höchste Priorität. An der von Reiche ausgerichteten Konferenz – die erste dieser Art seit 2019 – nahmen hochrangige Vertreter aus 19 Ländern teil, darunter die Wirtschaftsminister aus Spanien, Italien und Luxemburg.

Der Einkaufsmanagerindex für die Euro-Industrie kletterte im Oktober um 0,2 auf 50,0 Punkte und liegt damit genau auf der neutralen Schwelle, die Wachstum von Schrumpfung trennt. Ökonomen hatten die Bestätigung der Erstschätzung erwartet. Das stärkste Wachstum zeigten Griechenland und Spanien, wobei der spanische PMI ebenso wie der italienische besser ausfiel als erwartet. In den Niederlanden und in Irland gab das Wachstumstempo nach. Erneute Geschäftseinbußen verzeichneten Deutschland, Frankreich und Österreich, „wenngleich sie durch die Bank nicht mehr ganz so gravierend ausfielen wie im September“, wie S&P kommentiert. Die britische Industrie zeigte sich etwas besser gelaunt als zunächst gemeldet.

„Die Lage des Verarbeitenden Gewerbes in der Eurozone kann mit Fragilität in Deutschland, Rezession in Frankreich, anhaltender Schwäche in Italien und gedämpftem Wachstum in Spanien beschrieben werden“, sagte de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Frankreich befinde sich zudem in einer politisch schwierigen Lage. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas dämpfe damit maßgeblich die Nachfrage nach Industriegütern in den anderen Euroländern, für die Frankreich zu den wichtigsten Handelspartnern gehöre.