Euro-Wirtschaft läuft im Spargang
Euro-Wirtschaft läuft im Spargang
Einkaufsmanagerindex unverändert − Barometer für Deutschland überspringt Wachstumsschwelle
Die Euro-Wirtschaft tritt im Juni zwar auf der Stelle, wie die vorläufigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage zeigen. Dahinter steckt aber eine überraschend deutliche Stimmungsaufhellung in Deutschland, die allerdings von der Eintrübung in Frankreich egalisiert wird.
ba Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft hat im Juni überraschend etwas zugelegt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, hat die Wachstumsschwelle übersprungen. Der Stimmungsrückgang in Frankreich allerdings zeigte einen ähnlichen Umfang, sodass die Euro-Wirtschaft insgesamt auf der Stelle tritt. Das vorläufige Ergebnis der monatlichen Umfrage von S&P Global zeigt aber auch, dass die Zukunftsaussichten im Euroraum so positiv wie noch nie in diesem Jahr bewertet werden und die Beschäftigung annähernd konstant blieb.
Servicesektor legt leicht zu
Der PMI Composite für den Euroraum stagnierte bei 50,2 Punkten. Ökonomen hatten zwar vorausgesagt, dass das Stimmungsbarometer auch den sechsten Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern liegen wird, aber einen leichten Anstieg auf 50,4 Zähler erwartet. Sie sehen sich daher in ihrer Einschätzung bestätigt, dass die Euro-Wirtschaft in diesem Jahr nur geringfügig zulegen wird. Sie warnen allerdings auch davor, dass es zu einem Rückprall nach den Vorzieheffekten aus dem ersten Quartal infolge der US-Zollpolitik kommen dürfte.
Nur „homöopathisches Wachstum“
„Seit nunmehr sechs Monaten ist nur ein homöopathisches Wachstum zu beobachten, da die Aktivität im Dienstleistungssektor zuletzt stagnierte und die Produktion im verarbeitenden Gewerbe nur moderat wuchs“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Das Teilbarometer der Dienstleister legte um 0,3 auf 50 Punkte zu, während der Industrie-Index bei 49,4 Zählern verharrte.

„In Deutschland deutet sich eine vorsichtige Verbesserung der Lage an“, erklärt der Chefvolkswirt das Überschreiten der Wachstumsschwelle des PMI Composite für die deutsche Wirtschaft um 1,9 auf 50,4 Punkte. „Aber Frankreich steht weiterhin auf der Bremse“, heißt es zum Rückgang des entsprechenden Indikators um 0,8 auf 48,5 Punkte.
Die übrigen von der Umfrage erfassten Länder, für die keine Erstschätzung abgegeben wird, wären zwar weiter gewachsen, aber weniger dynamisch. Ökonomen erklären die unterschiedliche Entwicklung, dass die deutsche Industrie wohl besonders von den gesunkenen Leitzinsen und der Hoffnung auf den Inbvestitionsturbo der Bundesregierung profitiere. Wohingegen in Frankreich das geplante Sparprogramm für den Haushalt 2026 und die Unsicherheit um den Fortbestand der Regierung bremse.
Bessere Stimmung in Großbritannien
Für Großbritannien zeigt der PMI Composite einen leichten Anstieg, und zwar um 0,4 auf 50,7 Punkte. Damit wurde die Markterwartung von 50,5 Zählern leicht übertroffen. Dabei hat sich die Stimmung in der Industrie verbessert, der Indikator blieb mit 47,7 Punkten aber unter der Expansionsschwelle. Die Laune der Dienstleister steigerte sich erneut, das Teilbarometer kletterte auf 51,3 Punkte. „Die britische Wirtschaft zeigt sich zum Ende des zweiten Quartals in einer trägen Verfassung“, kommentierte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global. Auch wenn sich die Stimmung seit dem Rückgang im April bereits das zweite Mal in Folge verbessert habe, deute sich vorerst nur „ein enttäuschendes Wachstum an“.
Japan wieder auf Wachstumskurs
Japans Wirtschaft schwenkte auf den Wachstumskurs ein: Der PMI Composite legte wegen der ersten Verbesserung in der Industrie seit Mai 2024 um 1,0 auf 50,4 Zähler zu. Auch bei den Dienstleistern hellte sich die Stimmung auf − das dritte Mal in Folge. Die Daten „deuten an, dass das zweite Quartal für Japans Privatsektor ein gutes Ende hatte“, kommentiert S&P-Expertin Annabel Fiddes.
Die japanischen Unternehmen hätten aber berichtet, „dass die US-Zölle und die anhaltende Unsicherheit über die Aussichten für den Welthandel die Kundennachfrage weiter hemmten“. Sie beurteilten daher die Aussichten für das kommende Jahr zurückhaltend, betonte Fiddes.
Tempoverlust in den USA
Die US-Wirtschaft verlor an Dynamik: Der PMI Composite gab um 0,2 auf 52,8 Zähler nach. Die Industrie erwies sich dabei als standhafter als gedacht, statt um 1,0 Punkte zu sinken, verharrte der Index bei 52,0 Zählern. Das Barometer der Dienstleister gab um 0,6 auf 53,1 Zähler ab. Die US-Wirtschaft sei zum Ende des zweiten Quartals gewachsen, sagte Williamson. „Der Ausblick ist jedoch weiter unsicher, während der Inflationsdruck in den vergangenen zwei Monaten stark zugenommen hat.“