Konjunktur

Euro-Wirtschaft schwächelt

Die Wirtschaft im Euroraum ist im zweiten Quartal nur minimal gewachsen. Die Vorzieheffekte in Erwartung höherer US-Importzölle haben sich ins Gegenteil verkehrt, wie auch die unerwartet kräftig gesunkene Industrieproduktion im Juni zeigt. Auch im dritten Quartal dürfte die wirtschaftliche Dynamik flau sein.

Euro-Wirtschaft schwächelt

Euro-Wirtschaft schwächelt

BIP legt um 0,1 Prozent zu – Große Spannbreite unter den Ländern – Produktion sinkt unerwartet stark

Die Wirtschaft im Euroraum ist im zweiten Quartal nur minimal gewachsen. Die Vorzieheffekte in Erwartung höherer US-Importzölle haben sich ins Gegenteil verkehrt, wie auch die unerwartet kräftig gesunkene Industrieproduktion im Juni zeigt. Auch im dritten Quartal dürfte die wirtschaftliche Dynamik flau sein.

ba Frankfurt

Die US-Handelspolitik zeigt deutliche Spuren im Zahlenwerk der Euro-Wirtschaft im zweiten Quartal: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist laut dem europäischen Statistikamt Eurostat um 0,1% zum Vorquartal gestiegen. Zum Jahresstart hatte das BIP noch um 0,6% zugelegt, da viele Unternehmen Bestellungen vorgezogen haben, bevor die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Importzölle auf Waren aus der EU wirksam werden und die Kosten in die Höhe treiben. Im Frühjahr ist dieser Effekt nun ausgelaufen. In den Wachstumszahlen der USA zeigt sich das gegenläufige Bild: Das BIP stieg in den drei Monaten bis Juni um 0,7% nachdem es im ersten Vierteljahr um 0,1% geschrumpft war.

Mehr Erwerbstätige

Die Zahl der Erwerbstätigen stieg laut Eurostat im zweiten Quartal um 0,1% zum Vorquartal. Im ersten Vierteljahr ging es mit 0,2% noch doppelt so flott voran.

Industrie produziert deutlich weniger

Auch bei der Industrieproduktion zeigen sich die Folgen der Trump´schen Handelspolitik: Die Industrieproduktion gab im Juni unerwartet deutlich um 1,3% nach. Ökonomen hatten zwar einen Rückgang erwartet, aber nur mit einem Minus von 1,0% gerechnet. Zudem stieg die Fertigung im Mai nicht um 1,7% wie zunächst gemeldet, sondern nur um 1,1%, wie die Luxemburger Statistiker mitteilten.

Große Unterschiede

Sowohl beim Wachstum als auch bei der Produktion messen die Statistiker eine starke Divergenz. Bei der Fertigung meldeten die höchsten Anstiege im Monatsvergleich Belgien (5,1%), Frankreich (3,8%) und Griechenland (3,3%). Die stärksten Produktionsrückgänge verzeichneten Irland (-11,3%), Portugal (-3,6%) und Litauen (-2,8%). Durch einen hohen Anteil der Produktion von ausländischen Firmen sind die Daten für Irland unbeständig, sodass monatliche Schwankungen höher sein können als in anderen Ländern. Dies gilt auch für die Wachstumsdaten – das irische BIP fiel um 1,0% zum Vorquartal, nachdem es zum Jahresstart noch um 7,4% nach oben ging. Nun hat Irland die rote Laterne von Luxemburg übernommen – für das es aber noch keine aktuellen Daten gibt. Unter den großen Euro-Ländern hat Spanien mit +0,7% weiter die Nase vorn, gefolgt von Frankreich (0,3%). Die Wirtschaft in Italien und Deutschland hingegen schrumpfte um je 0,1% im Quartalsvergleich.

IMK: Rezessionsgefahr steigt leicht

In den kommenden Monaten dürfte es aber mit der hiesigen Wirtschaft wieder leicht aufwärts gehen, wie der monatliche Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Für den Zeitraum von August bis Ende Oktober weist der Indikator eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 25,5% aus. Anfang Juli betrug sie für die folgenden drei Monate 23,0%. Ursächlich für den Anstieg waren die Rückgänge bei Industrieproduktion und Auslandsaufträgen. Positiv wirkten sich hingegen die Finanzmarkt- und Stimmungsindikatoren sowie die höhere LKW-Fahrleistung aus. Insgesamt erwartet das IMK eine Stagnation in diesem Jahr, „wobei die absehbar stärkeren privaten und öffentlichen Investitionen eine wichtige Voraussetzung dafür liefern, dass sich die Aussichten ab der zweiten Jahreshälfte aufhellen dürften“. Der ausgehandelte Handelskompromiss zwischen EU und USA bremse zwar die absehbare leichte Konjunkturerholung, stoppe sie aber nicht.

Die statistische Streuung des Indikators, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure ausdrückt, ist laut IMK zugleich von bereits geringen 7,1% auf 5,7% gesunken.