Euro-Wirtschaft zeigt sich „erstaunlich robust“
Euro-Wirtschaft zeigt sich „erstaunlich robust“
Euro-Wirtschaft zeigt sich „erstaunlich robust“
Konjunkturtableau lässt auf moderates und stabiles Wachstum im Euroraum schließen – Zinserhöhung 2026 wäre möglich
Zum Jahreswechsel werden sich wohl die Impulsgeber der Euro-Wirtschaft verändern: Die Investitionen werden weniger stark wachsen, der Außenhandel aber auch nicht mehr bremsen. Die EZB sehen die Experten im Konjunkturtableau auf der Zielgeraden.
ba Frankfurt
Im kommenden Jahr dürfte der Außenhandel die Euro-Wirtschaft nicht mehr bremsen, die Wirtschaftsleistung insgesamt aber dennoch nur moderat zunehmen. Darauf deuten zumindest die Prognosen im Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hin. In diesem werden die Prognosen von Instituten und Banken zusammengefasst und jeweils ein Medianwert errechnet. Spannend ist im Dezember der Blick in die Details.
Breitere Spannweite
So werden zwar für 2025 und 2026 weiter Wachstumsraten von 1,3% und 1,1% erwartet. Die Spannweiten steigen dabei aber leicht an, „wobei insbesondere die oberen Grenzen mit 1,5 und 1,6% optimistischer als noch im Vormonat ausfallen“, wie ZEW-Expertin Lora Pavlova erklärt. Denn für das vierte Quartal deuteten sich leicht positivere Perspektiven an, nachdem sich die Konjunktur im gemeinsamen Währungsraum schon bislang als „überraschend resilient“ erweist – trotz anhaltender geopolitischer Spannungen und belastender globaler Faktoren. Im Sommer war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone vor allem dank der Zuwächse in Spanien und Frankreich um 0,3% im Quartalsvergleich gewachsen nach der leichten Abschwächung im zweiten Vierteljahr.
„Auch die Prognosen für die einzelnen Komponenten bleiben im Median unverändert“, sagt Pavlova. Der Privatkonsum werde mit 1,2% bzw. 1,6% eher schwach erwartet. „Der globale Handel bleibt weiterhin ein wichtiger Einflussfaktor.“ Auch 2026 dürften wie schon in den vergangenen Monaten geopolitische Konflikte, neue Zollmaßnahmen und eine schwächere Nachfrage wichtiger Handelspartner die wirtschaftliche Dynamik dämpfen, wenn auch in geringerem Ausmaß. 2026 dürfte der Außenhandel aber statt zu bremsen, keinerlei Effekte auf das Wachstum haben.
Stabiles vom EU-Jobmarkt
Gleichfalls außergewöhnlich robust ist der Arbeitsmarkt im Euroraum. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag im Oktober mit 6,4% weiter nahe dem historischen Tiefstand von 6,2%. Daran dürfte sich auch in den beiden Prognosejahren kaum etwas ändern. Und dies, obwohl Eurostat-Daten für die gesamte EU zeigen, dass zwischen dem zweiten und dem dritten Quartal 2025 zwar 3,1 Millionen Arbeitslose im Alter von 15 bis 74 Jahren – das sind 23,0% aller Arbeitslosen im zweiten Quartal – einen Arbeitsplatz fanden. In diesem Zeitraum blieben allerdings 52,4% arbeitslos und 24,5% verließen die Erwerbsbevölkerung. Die Beschäftigungsquote der 20- bis 64-Jährigen in der EU wiederum verharrte bei 76,2%. Ebenso wie die Unterauslastung auf dem Arbeitsmarkt mit 11,0% – dazu gehören alle Personen, die einen ungedeckten Beschäftigungsbedarf haben, einschließlich der Arbeitslosen.

Moderate Zinserhöhung möglich
Die Experten fühlen sich auch mit ihren Inflations- und Zinserwartungen zum Jahresende hin wohl. „Die Inflationsentwicklung verläuft inzwischen weitgehend im Einklang mit dem mittelfristigen Ziel der EZB von 2%“, sagt Pavlova angesichts der Jahresrate von 2,2% im November – „wenngleich die Kernrate und die Dynamik der Dienstleistungspreise erhöht blieben“. Die EZB hatte daher im Oktober erneut einstimmig für ein unverändertes Zinsniveau votiert und damit eine Phase der geldpolitischen Ruhe signalisiert. Auch bei der nächsten Ratssitzung im Dezember wird mehrheitlich keine Zinsänderung erwartet. „Unter der Annahme, dass die Konjunktur solide bleibt und die Inflation leicht über dem Ziel verharrt, erscheint im Verlauf des Jahres 2026 eine moderate Zinserhöhung dennoch möglich“, analysiert Pavlova.
Das Resümee der ZEW-Expertin: „Insgesamt ergibt sich für die Eurozone ein Bild moderater, aber stabiler Wachstumsperspektiven.“ Gestützt würden sie durch eine expansive Fiskalpolitik und den resilienten Arbeitsmarkt. Gleichzeitig aber bleiben die Risiken erheblich: Geopolitische Spannungen und strukturelle Probleme in der Industrie könnten die Erholung jederzeit bremsen.
