Notenbanken

Ex-Chefvolkswirt Haldane kritisiert Bank of England

Andy Haldane hat der Bank of England vorgeworfen, zu spät auf die Bremse getreten zu haben. Deshalb müsse sie nun mehr tun, als sonst nötig gewesen wäre. Haldane hatte früh vor der Inflation gewarnt und bereits im Mai 2021 für eine Verringerung der Anleihenkäufe der Notenbank gestimmt.

Ex-Chefvolkswirt Haldane kritisiert Bank of England

Ex-Chefvolkswirt kritisiert Bank of England

Haldane: Notenbank trat beim Gelddrucken zu spät auf die Bremse

hip London

Der ehemalige Chefvolkswirt der Bank of England hat das zunächst zögerliche Handeln der Notenbank angesichts des zunehmenden Preisauftriebs kritisiert. Sie habe länger mit dem Gelddrucken weitergemacht, als nötig gewesen wäre, sagte Andy Haldane dem Sender Sky News. "Im Nachhinein denke ich, dass wir vielleicht ein bisschen zu viel ein bisschen zu lang gemacht haben", sagte Haldane. Es sei während der Pandemie insgesamt erforderlich gewesen, um Arbeitsplätze, Haushalte und Firmen zu schützen. "Aber haben wir es ein wenig länger fortgesetzt, als wir es hätten tun müssen?", fragte er. "Und haben sie ein bisschen zu spät gebremst und müssen es deshalb nun ein wenig stärker tun, als nötig gewesen wäre? Ich denke, das ist, wo wir uns heute bedauerlicherweise wiederfinden."

Warnungen verhallten

Mittlerweile hat die Bank of England den Leitzins das 14. Mal in Folge auf nunmehr 5,25% erhöht. Doch lässt sich nicht behaupten, dass sie den Preisauftrieb damit unter Kontrolle bekommen hätte. Haldane, der die Zentralbank im Juni 2021 verließ, hatte schon früh vor einem Anziehen der Inflation gewarnt, aber kein Gehör gefunden. Nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen wegen des Sars-CoV-2-Virus hatte er die britische Wirtschaft mit einer „zusammengedrückten Sprungfeder“ verglichen, die eine Menge finanzielle Energie freisetzen könnte. Im Mai 2021 stimmte er für eine Reduzierung der Staatsanleihenkäufe, durch die man die Konjunktur ankurbeln wollte. Im gleichen Monat hatte die Teuerung das Inflationsziel von 2,0% hinter sich gelassen. Notenbankchef Andrew Bailey und Haldanes Kollegen im geldpolitischen Komitee der Bank of England folgten noch lange dem damals weitverbreiteten Glauben, bei der steigenden Inflation handele es sich um ein vorübergehendes Problem.

Die in den vergangenen 18 Monaten zu beobachtende Entwicklung setze sich fort, sagte Haldane. "Das heißt: Wir stecken fest", fügte er hinzu. Es gebe kein Wachstum. Es bedürfe nur einer klitzekleinen Schieflage, um in eine Rezession abzurutschen. Die britische Regierung hatte sich bislang gerühmt, eine Rezession vermieden zu haben. "Ich denke, dass die Gefahr definitiv weiter besteht", sagte Haldane, der nach seinem Abschied von der Notenbank Chef der Royal Society for Arts wurde. Er hoffe, dass es zu keinem heftigen Abschwung komme. "Aber könnte der Anstieg der Kosten der Kreditaufnahme einer noch im Anfangsstadium befindlichen Erholung den Boden unter den Füßen wegziehen? Ich denke, ja, das Risiko besteht mit Sicherheit." Die Chancen dafür stünden 50:50. Im April wurde Haldane in den Economic Advisory Council des Schatzamts berufen. Großbritannien habe zu wenig in seine Assets investiert, sagte er. Deshalb gebe es ständig Probleme mit der Infrastruktur.

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