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Ex-EZB-Chefvolkswirt Issing erhält Preis für sein Lebenswerk

Von Mark Schrörs, Frankfurt Börsen-Zeitung, 7.2.2020 Wer sich mit Geldpolitik und Zentralbanken befasst, kommt an dem Namen Otmar Issing nicht vorbei - und das nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit. Der ehemalige EZB-Chefvolkswirt...

Ex-EZB-Chefvolkswirt Issing erhält Preis für sein Lebenswerk

Von Mark Schrörs, Frankfurt Wer sich mit Geldpolitik und Zentralbanken befasst, kommt an dem Namen Otmar Issing nicht vorbei – und das nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit. Der ehemalige EZB-Chefvolkswirt und heutige Präsident des Center for Financial Studies (CFS) in Frankfurt gilt international als eine Ikone der Geldpolitik. Und für sein Wirken in den vergangenen Jahrzehnten ist dem heute 83-Jährigen nun eine ganz besondere Ehre zuteilgeworden: Das renommierte Fachjournal “Central Banking” zeichnete Issing jetzt mit dem Preis für das Lebenswerk aus.”Otmar Issing, der für seine intellektuelle Strenge, Loyalität, seinen Mut und seine effektive Kommunikation bekannt ist, hat den architektonischen Rahmen und die Durchführung der Geldpolitik während des größten Teils des vergangenen halben Jahrhunderts nachhaltig beeinflusst”, heißt es in der Begründung der Jury. Diese erinnert unter anderem an Issings “einflussreiche Rolle” bei den geldpolitischen Entscheidungen zur Zeit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung und an Issings Beitrag zum “höchst erfolgreichen” geldpolitischen Rahmenwerk der EZB sowie bei der Euro-Einführung.Tatsächlich sind damit bereits zwei ganz zentrale Stationen aus Issings Leben dokumentiert: Von 1990 bis 1998 gehörte der Ökonom und Verfechter des Monetarismus dem Vorstand der Bundesbank an und arbeitete als Chefvolkswirt der Notenbank. Von 1998 bis 2006 schließlich übernahm er die gleiche Rolle bei der Europäischen Zentralbank (EZB), wobei er in der Zeit maßgeblich an der Entwicklung der EZB-Strategie mitwirkte. Aber auch davor und danach hatte Issing viele zentrale Positionen und Funktionen inne: So gehörte er etwa vor seiner Bundesbankzeit zu den sogenannten “Wirtschaftsweisen” der Regierung, und seit 2006 ist er nun Präsident des CFS an der Universität Frankfurt.Und noch immer treibt Issing die Geldpolitik um, hält er Reden zum Thema, veröffentlicht Bücher und Arbeitspapiere und gibt Interviews – wobei er vor allem die ultralockere Geldpolitik der EZB zunehmend kritisch sieht. Für großes Aufsehen sorgte Issing im Oktober 2019, als er mit anderen Ex-EZB-Notenbankern in einem Memorandum mit der Politik von Ex-EZB-Chef Mario Draghi abrechnete. Und in der Debatte über die Überprüfung der EZB-Strategie unter der neuen Präsidentin Christine Lagarde warnt Issing vor falschen Schlüssen – und einem zu starken Fokus auf den Klimawandel.Mit der Auszeichnung jetzt reiht sich Issing ein in eine prominente Reihe. Vor ihm erhielten etwa Ex-US-Notenbankchef Paul Volcker, der frühere IWF-Chef und französische Zentralbankchef Jacques de Larosière und Chinas Ex-Notenbankchef Zhou Xiaochuan den Preis. Auch das alles illustre Namen der Geldpolitik.