Experten gehen ans Feintuning
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Konjunkturtableau zeigt gemischtes Bild bei den Komponenten – Außenhandel im Fokus – Größere Skepsis für Deutschland
ba Frankfurt
Die Wachstumsaussichten für die Euro-Wirtschaft erweisen sich gegen Jahresende hin weitgehend stabil – trotz der anhaltenden globalen Unsicherheit. Konjunkturexperten verändern ihre Prognosen im Oktober nur geringfügig, ausgehend von den Halbjahresergebnissen, wie das Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, in dem die Prognosen von Instituten und Banken zusammengefasst werden und jeweils ein Medianwert errechnet wird. Im Fokus bleibt angesichts der weiterhin erratischen US-Handelspolitik der Außenhandel, aber auch der staatliche und private Konsum.
Geringere Konsumhoffnung
Für das laufende Jahr wurden die Wachstumsprognosen von 1,1 auf 1,3% erhöht, die Medianprognose für 2026 wurde hingegen leicht von 1,2 auf 1,1% gesenkt. „Die Spannweite der beiden Prognosen bleibt nahezu unverändert“, betont ZEW-Expertin Lora Pavlova. Für die einzelnen Komponenten ergebe sich derzeit ein gemischtes Bild. Zu Beginn des vierten Quartals verschlechterten sich die Aussichten für den Privat- und Staatskonsum geringfügig. So wurde der Privatkonsum im September noch mit einem Plus von 1,3% prognostiziert, nun sind es 1,2%. Vor dem Hintergrund negativer Raten aus den ersten beiden Quartalen sinkt im selben Maß auch die Prognose für den Staatskonsum in der Währungsunion, auf nun 1,4%.
Beim Außenhandel machen sich die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle ebenso wie die nach und nach angekündigten Verschärfungen – etwa für die Pharmabranche und Lkw – bemerkbar. Wegen der vorgezogenen Käufe zog die Außennachfrage zu Beginn des Jahres kräftig an, im zweiten Quartal kam der Rückprall. Die Rate drehte ins Negative, da vor allem die Nachfrage wichtiger Handelspartner stagnierte und neue Zollmaßnahmen die Wettbewerbsbedingungen erschwerten.
EZB deutlich pessimistischer
„Insgesamt bleiben die Jahresaussichten für 2025 mit einer prognostizierten Rate von 2,5% optimistisch“, betont Pavlova. Für 2026 fielen diese mit 3,5% noch besser aus. „Dies könnte zum Teil durch das hohe Gewicht der Gemeinschaftsdiagnose an der Gesamtprognose erklärt werden“, sagt die ZEW-Expertin mit Blick auf die Prognose der EZB. Denn die Frankfurter Euro-Hüter erwarten ein Exportwachstum von rund 1,3% im Jahr 2025 und 1,1% für 2026. In der jüngsten Anhörung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments erklärte die EZB dies mit der „schwachen Exportentwicklung, bedingt durch höhere Zölle, einen stärkeren Euro und verschärften globalen Wettbewerb“.
Inflation am Ziel
Bezüglich der Teuerung kommt die Zentralbank voran: „Insgesamt deuten die jüngsten Daten darauf hin, dass der Disinflationsprozess weitgehend abgeschlossen ist und sich die Inflation um das mittelfristige Ziel von 2% stabilisiert“, sagt Pavlova. Im September trieben vor allem höhere Energiepreise die Teuerung auf 2,2%, während die Kernrate – ohne Energie und Nahrungsmittel – bei 2,3% verharrte. Vor diesem Hintergrund bleiben die Einschätzungen der Experten zur weiteren Preisentwicklung nahezu unverändert. Für 2025 wird eine Rate von 2,1% erwartet und die für 2026 um 0,1 Prozentpunkte auf 2,0% erhöht. Im Median erwarten die betrachteten Institute – ebenso wie die Finanzmärkte – keine weitere Zinssenkung bis Jahresende.
Größere Skepsis für Deutschland
Die Prognose für die größte Euro-Volkswirtschaft, Deutschland, wurde nur in den Details angepasst. Der BIP-Anstieg wird unverändert für das laufende Jahr 2025 mit 0,2% vorausgesagt, 2026 soll sich das Wachstum auf 1,3% beschleunigen. Für fast alle Subkomponenten wurden die Prognosen allerdings gesenkt: Jene für den Staatskonsum wurde von 2,1% auf 1,5% reduziert. Die Exportprognose drehte mit minus 0,6% wieder in den negativen Bereich. Auch die Importe dürften mit 1,5% eher moderat ausfallen. „Insgesamt zeichnet sich somit ein moderates, binnenwirtschaftlich gestütztes Wachstum ab, während die Exportindustrie weiter mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert bleibt“, resümiert Pavlova.

Die Euro-Wirtschaft trotzt den globalen Unsicherheiten: Im Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung wird die Prognose für 2025 leicht erhöht, die für 2026 in geringerem Umfang gesenkt. Der Export aber bleibt herausfordernd und auch der Konsum dürfte nicht so üppig ausfallen wie zuletzt gedacht.