Investitionsbedarf für Bankensektor

EZB spielt Kosten für digitalen Euro runter

Eine PwC-Studie zu den Kosten des digitalen Euro für den Bankensektor hatte Mitte des Jahres für Furore gesorgt. Die EZB dröselt in einer Analyse nun auf, weswegen sie deutlich niedrigere Kosten erwartet.

EZB spielt Kosten für digitalen Euro runter

EZB spielt Kosten für digitalen Euro runter

Investitionsbedarf für europäischen Bankensektor zwischen 4 und 5,8 Mrd. Euro

mpi Frankfurt

Die EZB schätzt die Kosten für Banken zur Implementierung des digitalen Euro als deutlich geringer ein als einige Studien aus dem Privatsektor. Der Investitionsbedarf für die europäischen Geldhäuser könnte zwischen 4 und 5,8 Mrd. Euro liegen, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Analyse der Zentralbank.

Das wären deutlich weniger als etwa in einer Mitte des Jahres publizierten Studie von PwC. Die Autoren hatten damals Kosten in Höhe von 18 bis 30 Mrd. Euro prognostiziert. Die EZB hatte umgehend die Methodik der Studie kritisiert, was sie nun wiederholt. Die Kosten für Point-of-sale Terminals seien etwa mit 10 Mill. Euro für eine durchschnittliche Bank von PwC deutlich zu hoch angesetzt. Die EZB erwartet nur 3 Mill. Euro.

Kritik der EZB an Studie von PwC

Starke Unterschiede gibt es auch beim Thema physische Karten, die für die Nutzung des digitalen Euro vorgesehen sind, damit etwa Menschen, die kein Smartphone besitzen oder dafür verwenden wollen, mit digitalen Euro zahlen können. PwC veranschlagt hier 6 Mill. Euro Kosten für eine durchschnittliche Bank. Die EZB dagegen überhaupt keine Kosten. Sie argumentiert, dass das Kartendesign so ähnlich dem existierender Karten sei, dass für die Banken keine Kosten für die Entwicklung der Infrastruktur zur Ausgabe der physischen Karten entstehe.

Ein weiterer Kritikpunkt einiger Banken am digitalen Euro sind mögliche Risiken für die Finanzstabilität. So könnten Bankkunden in einer Finanzkrise Einlagen abziehen und diese in digitale Euro transferieren, da die EZB anders als eine Geschäftsbank nicht insolvent gehen kann. Der Abzug an Liquidität könne dann eine Bankenkrise auslösen, so Kritiker.

EZB erwartet keine Risiken für Finanzstabilität

Um dieses Szenario auszuschließen, soll es ein Haltelimit geben. Die Höhe ist noch nicht beschlossen, 3000 Euro stehen im Raum. Zu viel nach Ansicht einiger Banken. Die EZB hat nun untersucht, ob ein Haltelimit von 3000 Euro in einer Finanzkrise kritisch sein könnte.

Sie kommt dabei zu dem Ergebnis, dass dies nicht der Fall ist. Nur bei 9 von insgesamt 2025 untersuchten Banken im Euroraum würden die Liquiditätsdeckungsquote (LCR) womöglich unter 100% fallen. Und selbst dies sei nicht zwingend ein Problem, heißt es bei der EZB. Denn die EU-Regulierung erlaube LCR-Quoten unter 100% im Falle einer Finanzkrise.

Ob ein Haltelimit von 3000 Euro wirklich kommt, ist jedoch offen. Denn der EU-Gesetzgeber verlangt ein Mitspracherecht in dieser Angelegenheit. Generell fehlt es noch an einer gesetzlichen Grundlage für die von der EZB avisierte Einführung des digitalen Euro. Doch der Prozess verzögert sich. In Brüssel genießt das Projekt offenbar weniger Priorität als bei der Zentralbank.