Tarifentwicklung

EZB erwartet starken Rückgang beim Lohnwachstum

Die EZB geht von einem künftig deutlich niedrigeren Lohnwachstum aus. Das könnte den Spielraum für eine Zinssenkung vergrößern. Derzeit stehen die Zeichen jedoch auf Zinspause.

EZB erwartet starken Rückgang beim Lohnwachstum

EZB erwartet starken Rückgang beim Lohnwachstum

Steigerung um nur noch 1,7 Prozent im ersten Quartal 2026

mpi Frankfurt

Die hohe Inflation im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor gehört zu den Sorgenkindern der EZB. Die Notenbank rechnet jedoch damit, dass sich das bald ändern wird. Sie prognostiziert, dass sich das Lohnwachstum in den kommenden Monaten stark abschwächen wird. Die deutlich gestiegenen Gehälter sind der Hauptgrund für die hartnäckig hohe Service-Inflation.

Im ersten Quartal 2025 waren die Löhne im Euroraum über alle Branchen hinweg im Jahresvergleich um 3,4% geklettert, nach 4,1% im vorherigen Quartal. Für die Monate Januar bis März 2026 sagt die EZB nun nur noch ein Wachstum von 1,7% bei den Tariflöhnen voraus. Dies geht aus dem neuen Lohnindikator der Notenbank hervor (Wage Tracker).

Faktor Einmalzahlungen

Für das laufende Jahr liegt die Indikation bei einer Zunahme von 3,8% ohne die Berücksichtigung von Einmalzahlungen. Fließen diese Zahlungen mit ein in die Berechnung und werden statistisch geglättet, beträgt das Wachstum der Tariflöhne im Jahresvergleich laut der Notenbank voraussichtlich 3,2%.

Der Abwärtstrend beim Lohnwachstum könnte den Spielraum der EZB für Zinssenkungen vergrößern. Derzeit scheint die Notenbank jedoch eher auf keine Lockerung im September zuzusteuern. Dieses Signal ging von der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid vergangene Woche aus.

Zeichen stehen auf Zinspause

Der Zolldeal zwischen den USA und der EU hat offenbar bei der EZB bislang zu keiner fundamental veränderten Bewertung der Lage geführt. Die EZB-Räte halten sich aktuell mit Äußerungen zu den Effekten der Zölle auf die Preise zurück. Diejenigen, die sich seit der Einigung zu Wort gemeldet haben, wie der irische Notenbankpräsident Gabriel Makhlouf und sein slowakischer Amtskollege Martins Kazaks, plädieren für eine Zinspause.