ExklusivDeka-EZB-Zinskompass

Hintertür für Zinssenkung der EZB bleibt offen

Die EZB wird Donnerstag ihre Zinspause ein weiteres Mal verlängern. Doch was muss passieren, damit die Notenbank im Dezember nochmal ihre Geldpolitik lockert? Anleger erhoffen sich diesbezüglich Hinweise von der Pressekonferenz der EZB-Präsidentin – die dieses Mal an einem ungewöhnlichen Ort stattfindet.

Hintertür für Zinssenkung der EZB bleibt offen

EZB hält sich Hintertür offen

Zinskompass spricht für konstante Euro-Leitzinsen – Lockerung im Dezember möglich

Die EZB wird am Donnerstag ihre Zinspause ein weiteres Mal verlängern. Die große Frage ist, was passieren muss, damit die Notenbank im Dezember lockert. Anleger erhoffen sich diesbezüglich Hinweise von der Pressekonferenz der EZB-Präsidentin – die dieses Mal an einem ungewöhnlichen Ort stattfindet.

mpi Frankfurt

Die EZB zeigt sich dieser Tage hochzufrieden mit ihrer geldpolitischen Ausgangssituation. Die „gute Lage“, in der sich die Notenbank laut eigener Aussage befindet, um auf wirtschaftliche Entwicklungen reagieren zu können, spricht deutlich für eine Zinspause an diesem Donnerstag. Denn seit der bislang letzten geldpolitischen Sitzung im September gab es keine neuen Konjunkturdaten, die an der Gemengelage etwas grundlegend verändert haben. Auch der Deka-EZB-Zinskompass, der stets vor einer Zinssitzung exklusiv in der Börsen-Zeitung erscheint, signalisiert eine Beibehaltung der Leitzinsen auf ihren jetzigen Niveaus.

Der Gesamtwert des Zinskompasses setzte seine Seitwärtsbewegung fort. Die Inflationssäule wiederum lässt keinen nach unten gerichteten Trend mehr erkennen. Das spricht gegen eine Zinssenkung am Donnerstag und signalisiert auch insgesamt keinen Bedarf für eine weitere geldpolitische Lockerung im Euroraum. Ein solches Signal geht auch nicht von den am Montag veröffentlichten Zahlen zur Geldmenge aus. Die Geldmenge M3 legte mit 2,8% exakt so zu, wie von Volkswirten prognostiziert. M3 umfasst Bargeld, Sichteinlagen, Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Nach Ansicht einiger Ökonomen ist sie ein guter Frühindikator für die Inflation.

„Die meisten Ratsmitglieder wirken überzeugt, dass ein ausreichendes Wachstum und gut verankerte Inflationserwartungen verhindern werden, dass der zugrundeliegende Trend der Inflation in unerwünscht starker Weise nachlässt“, sagt Kristian Tödtmann, Leiter Geldpolitik und Kapitalmärkte bei der DekaBank. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass zusätzliche Zinsschritte nur durch neue Entwicklungen begründet werden könnten, die im makroökonomischen Basisszenario bislang noch nicht enthalten sind.“

Schlechtere Transmission?

So ähnlich formulierte es auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel kürzlich. Er ergänzte zudem, dass er aktuell nicht sehe, welche neuen Entwicklungen das Basisszenario gravierend verändern sollten. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane rückt dagegen die Transmission der Geldpolitik in den Fokus. Derzeit sieht er keine gravierenden Störungen bei der Übertragung der Leitzinssenkungen in die Realwirtschaft. Neue makroökonomische Schocks könnten das jedoch ändern. „Sollte sich herausstellen, dass das erhöhte Ausmaß an Unsicherheit die Wirkung der Geldpolitik beeinträchtigt – zum Beispiel, weil es die Banken zu einem stärker risikoaversen Verhalten veranlasst – müsste die EZB dies durch eine entsprechend stärkere Lockerung ausgleichen“, sagt Tödtmann.

Er erwartet deshalb, dass sich die EZB am Donnerstag die Hintertür für eine Zinssenkung zum Jahresende offen halten wird. „Für die bevorstehende Pressekonferenz bietet es sich an, etwas mehr Licht darauf zu werfen, welche Entwicklungen eine weitere Senkung der Leitzinsen rechtfertigen würden und welche eher nicht“, meint er. Diese wird nicht wie sonst in der EZB-Zentrale in Frankfurt stattfinden. Denn Gastgeber der Sitzung ist dieses Mal die italienische Notenbank, die sich für ein Treffen in Florenz entschieden hat.

Neue Projektionen im Dezember

Die letzte Zinssitzung des Jahres kurz vor Weihnachten geht dann wieder in Frankfurt über die Bühne. Im Rahmen der Tagung präsentieren die Ökonomen des Eurosystems aktualisierte Projektionen für Inflation und Wirtschaftswachstum. Erstmals werden diese auch Zahlen für das Jahr 2028 enthalten und Aufschluss darüber geben, ob sich die EZB auch für dieses Jahr bei der Preisstabilität voll auf Kurs sieht.