EZB schraubt Inflationsprognosen herunter

Neue Projektionen der Volkswirte sehen Teuerung 2019 bei 1,5 Prozent - Mehr Zuversicht für Wachstum

EZB schraubt Inflationsprognosen herunter

ms Frankfurt – Vor allem als Konsequenz der jüngsten Euro-Aufwertung hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Inflationserwartung für 2019 erneut leicht nach unten genommen – womit diese noch weiter unterhalb des EZB-Ziels von unter, aber nahe 2 % liegt als zuvor schon. In ihren gestern veröffentlichten neuen Projektionen zu Wachstum und Inflation schraubten die EZB-Volkswirte den 2019er Wert von zuvor 1,6 % auf jetzt 1,5 % zurück. EZB-Präsident Mario Draghi sagte, das habe vor allem mit der Aufwertung zu tun. Früheren Aussagen zufolge sind 1,5 % aus Draghis Sicht nicht in Einklang mit dem Ziel von knapp 2 %.Die Inflationsprognose für das Jahr 2019 stand vor der gestrigen Sitzung des EZB-Rats besonders im Fokus. Grund ist, dass das EZB-Ziel auf die mittlere Frist ausgerichtet ist und die Geldpolitik die Teuerung über einen Horizont von zwei bis drei Jahren beeinflusst – und eben nicht auf kurze Sicht.Im Dezember wird die EZB erstmals eine Projektion auch für das Jahr 2020 veröffentlichen. Aufgrund der Wirkungsverzögerungen wird diese für die Geldpolitik im Jahr 2018, über die der EZB-Rat nun bald zu entscheiden hat (siehe Bericht auf dieser Seite), fast noch wichtiger sein. Auf die Frage, ob es schon erste Einschätzungen im EZB-Rat über die Inflationsentwicklung im Jahr 2020 gebe, sagte Draghi gestern: “Meine Erwartung ist, dass sich die Inflationsrate 2020 unserem Ziel annähern wird.” Bei der gestrigen Debatte im EZB-Rat sei darüber aber nicht gesprochen worden, betonte er.Vor der Sitzung hatte Bundesbankpräsident Jens Weidmann im Interview der Börsen-Zeitung betont, dass der EZB-Rat nie festgelegt habe, dass die mittlere Frist genau zwei Jahre seien (vgl. BZ vom 24. August). Er hatte hervorgehoben, dass es zumal nach einer Weltfinanzkrise mehr Zeit brauche, damit die Teuerung wieder in den Bereich des Zielwerts steige. Er war da der Ansicht, dass der in den – da noch aktuellen – Juni-Prognosen angelegte Pfad für die Inflationsentwicklung zum Ziel von knapp 2 % führe.In ihren neuen Projektionen nahmen die EZB-Volkswirte auch die 2019er Projektion für die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) deutlich zurück – von 1,7 % im Juni auf 1,5 %. Die Kernrate steht aktuell im besonderen Fokus der EZB, da sie als besserer Indikator für den inländischen Preisdruck gilt.Zuversichtlicher zeigten sich die Ökonomen der Notenbank dagegen für das Wachstum. Ihre Schätzung für das laufende Jahr erhöhten sie von 1,9 % auf 2,2 %. Das wäre nicht nur das beste Wachstum seit einem Jahrzehnt, sondern auch deutlich über der aktuellen Potenzialrate der Euro-Wirtschaft. Das Wachstum im ersten Halbjahr 2017 habe stärker zugelegt als erwartet, betonte auch Draghi. Für die nächsten beiden Jahre hielten die Volkswirte ihre Projektionen allerdings unverändert.