EZB von Aufschwung überzeugt

Notenbank sieht Eurozone weiter auf Wachstumskurs - Trendwende bei Beschäftigung laut EY geschafft

EZB von Aufschwung überzeugt

Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt der Euro-Wirtschaft in ihrem neuesten Wirtschaftsbericht ein gutes Zeugnis aus. Der Aufschwung setze sich über Länder und Sektoren hinweg auf breiter Basis fort. Die Unternehmensberatung EY rechnet für 2018 gar mit 1,8 Millionen neuen Jobs in der Eurozone. Die Trendwende bei der Beschäftigung sei geschafft.jw Frankfurt – Die EZB sieht die Eurozone auch 2018 auf robustem Wachstumskurs. Das Wirtschaftswachstum sei solide und über Länder und Sektoren hinweg breit angelegt, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten Wirtschaftsbericht der Notenbank. Die Experten des Eurosystems rechnen für das laufende Jahr mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,4 % und für 2018 von 2,3 %. Gestützt werde das Wachstum vor allem vom privaten Konsum, den Investitionen und den Exporten.Im Zuge des Aufschwungs erwarten die Währungshüter auch eine stärkere Preisentwicklung. Mittelfristig sei bei der Kerninflation (ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel) mit einem schrittweisen Anstieg der Teuerung zu rechnen, hieß es in dem Bericht. Als Gründe wurden das Wirtschaftswachstum mit einer höheren Auslastung und steigende Löhne genannt. Zuletzt hatte sich die Teuerung in der Eurozone ungewöhnlich schwach entwickelt. Im November lag die Kerninflation bei 0,9 %, während die Verbraucherpreise insgesamt im Jahresvergleich um 1,5 % zulegten.Die “sehr dynamische” Entwicklung an den Arbeitsmärkten hebt die EZB in ihrem Bericht besonders hervor. So nahm die Beschäftigung im dritten Quartal 2017 weiter zu, und zwar um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal. Damit belaufe sich der jährliche Anstieg auf 1,7 %. Die Beschäftigung liegt der EZB zufolge sogar 1,2 % über dem vor der Krise im ersten Quartal 2008 gemessenen Höchststand. Auch die geleisteten Arbeitsstunden stiegen erneut (siehe Grafik). Für die nächste Zeit rechnet die Notenbank mit einer fortgesetzten Aufhellung der Arbeitsmarktlage im Euroraum. In einigen Ländern und Sektoren mehrten sich die Zeichen für einen Arbeitskräftemangel. Deutschland schiebt anAuch die Unternehmensberatung EY rechnet 2018 mit einem starken Anstieg der Beschäftigung in der Eurozone, nämlich um 1,8 Millionen. “Die Trendwende ist geschafft”, sagte EY-Experte Bernhard Lorentz. Bereits im zu Ende gehenden Jahr habe die Zahl der Beschäftigten erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau von 2007 gelegen. Allerdings wurde die positive Entwicklung stark vom massiven Beschäftigungszuwachs in Deutschland geprägt – außerhalb Deutschlands lag die Beschäftigung 2017 weiter unter dem Vorkrisenniveau.Auch die Arbeitslosigkeit dürfte 2018 weiter zurückgehen. EY rechnet mit einer Erwerbslosenquote von 8,6 % im kommenden Jahr, nachdem es bereits 2017 einen Rückgang von 10,0 auf 9,2 % gegeben hat. Dass die Arbeitslosigkeit dennoch deutlich höher bleibt als vor Ausbruch der Krise, liegt EY zufolge am deutlichen Wachstum des Arbeitskräfteangebots – etwa durch Zuwanderung und wegen der Zunahme berufstätiger Frauen. So hätten nur drei Länder der Eurozone (Deutschland, Malta, Slowakei) derzeit eine niedrigere Erwerbslosenquote als im Jahr 2007.Die meisten Jobs dürften laut EY im kommenden Jahr in Spanien und Deutschland entstehen. Hier wird jeweils eine Zunahme um rund 400 000 erwartet. “Die deutsche Wirtschaft boomt”, sagte Lorentz. “Viele Firmen arbeiten an der Kapazitätsgrenze, fahren gute Gewinne ein und schaffen neue Arbeitsplätze.” In den vergangenen zehn Jahren seien fast 4 Millionen zusätzliche Jobs hinzugekommen. Dennoch stehe Deutschland vor großen Herausforderungen. “Der Arbeitsmarkt etwa für Akademiker und Facharbeiter ist vielerorts leer gefegt”, sagte Lorentz. “Das könnte für den Standort Deutschland zu einem echten Problem und zu einer Innovations- und Wachstumsbremse werden.”