Geldpolitik

EZB zieht Kauftempo im Juli leicht an

Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt bei den Anleihekäufen auf dem Gaspedal. Beobachter sehen darin die Absicht, das Durchschnittsvolumen über die Sommermonate konstant zu halten.

EZB zieht Kauftempo im Juli leicht an

rec Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt bei den Anleihekäufen auf dem Gaspedal und hat das Tempo im abgelaufenen Monat sogar noch etwas angezogen. Im Juli kaufte das Eurosystem aus EZB und den 19 nationalen Notenbanken via Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) Anleihen im Wert von 87,6 Mrd. Euro hinzu, wie aus Daten der EZB hervorgeht. In den Monaten zuvor belief sich das Kauftempo auf jeweils ziemlich genau 80 Mrd. Euro. Beobachter sehen darin die Absicht, das Durchschnittsvolumen über die Sommermonate konstant zu halten, denn im August ist wegen der Urlaubssaison typischerweise mit einer verringerten Handelsaktivität zu rechnen.

Seit Auflage des PEPP im März 2020 hat die EZB Wertpapiere über 1,23 Bill. Euro erworben, überwiegend Staatsanleihen. Damit sind zwei Drittel des für PEPP veranschlagten Umfangs von 1,85 Bill. Euro aufgebraucht. Das Programm ist bis Ende März 2022 befristet. Der EZB-Rat muss sich bei einer seiner nächsten Sitzungen damit befassen, wie es weitergeht. Im Raum stehen mehrere Optionen für eine Verlängerung der umfangreichen Anleihekäufe. Auch ein ersatzloses Auslaufen von PEPP ist denkbar, gilt aber als unwahrscheinlich. Manche Beobachter rechnen im September mit entsprechenden Beschlüssen oder zumindest konkreten Hinweisen, andere erst im Dezember. Über die Zukunft der Anleihekäufe zeichnet sich eine Kontroverse im EZB-Rat ab.

Die jüngsten Zahlen belegen, dass die EZB ihrer Ankündigung, auch im dritten Quartal deutlich mehr Anleihen zu erwerben als zu Beginn des Jahres, unvermindert Taten folgen lässt. Die Nettokaufsumme inklusive APP belief sich im Juli auf rund 109 Mrd. Euro. In diesem Umfang hat das Eurosystem zuletzt vor einem Jahr zugeschlagen. In der abgelaufenen Woche kamen indes via PEPP nur noch Anleihen im Wert von 10,7 Mrd. Euro hinzu, etwa halb so viel wie in den Wochen davor. Darin dürfte sich Analysten zufolge wie in den kommenden Wochen die Sommerruhe an den Märkten niederschlagen. Inzwischen weicht die EZB bei den Käufen nur noch geringfügig vom sogenannten Kapitalschlüssel ab. In der Vergangenheit hatte sie via PEPP einzelne Länder wie Italien gezielt unterstützt, was für Kritik sorgte.

Widerspruch zur neuen Strategie, künftig für eine Übergangszeit explizit höhere Inflationsraten als 2% zu tolerieren, kam aus dem Wirtschaftsrat der CDU, einem parteinahen Berufsverband. Das sei ein fatales Zeichen, sagte Generalsekretär Wolfgang Steiger laut der Nachrichtenagentur Reuters. „Es ist doch geradezu absurd, dass künftig eine Inflation von 1% als genauso schädlich angesehen wird wie eine Teuerung von 3%.“ Damit drohe die Geldwertstabilität unter die Räder zu kommen.