Etappensieg für die Inflationsfalken der Fed
Etappensieg für die Inflationsfalken der Fed
det Washington
So schnell hat sich das Blatt gewendet: Vor wenigen Wochen galt noch als sicher, dass die US-Notenbank zum Jahresausklang eine weitere Zinssenkung beschließen würde. Doch diese Möglichkeit könnte am Mittwochabend in weite Ferne gerückt sein. Denn während der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) plädierte eine Mehrheit der Währungshüter dafür, auf eine weitere Lockerung zu verzichten.
Seit September vergangenen Jahres hat das FOMC angesichts der nachlassenden Inflation den Geldhahn insgesamt fünf Mal aufgedreht. Damit ist der Tagesgeldsatz um insgesamt 1,5 Prozentpunkte niedriger als vor 14 Monaten. Angesichts der Abschwächung am Arbeitsmarkt und nur leicht erhöhten Inflation hatten Analysten im Dezember eine weitere Zinssenkung prognostiziert. Einen kräftigen Dämpfer erhielten diese Erwartungen nun vom letzten Sitzungsprotokoll, den „sogenannten "Minutes“. Demnach sprachen sich Ende Oktober „mehrere“ Fed-Gouverneure für ein dritte Leitzinssenkung in diesem Jahr aus. „Viele“ Notenbanker äußerten aber die Überzeugung, „dass es angemessen wäre, die Zielzone für die Federal Funds Rate bis zum Jahresende unverändert zu belassen“.
Mehrheit gegen weitere Zinssenkung
Im Jargon der US-Notenbank signalisiert „viele“ eine objektiv größere Zahl als „mehrere“. Auf ersten Blick würde das darauf hindeuten, dass eine Zinssenkung in drei Wochen vom Tisch ist. Irreführend können die Formulierungen aber trotzdem sein. Nach ihrer Meinung werden nämlich alle 19 Mitglieder des FOMC befragt. Stimmberechtigt sind aber nur ein Dutzend. Unterdessen ist unklar, wie sich die Präferenzen auf die 12 Währungshüter verteilen, die bei dem Zinsbeschluss ein Votum abgeben.
Völlig überraschend waren die Kernaussagen des Protokolls nicht. Schließlich hatte Notenbankchef Jerome Powell nach der Sitzung m 29. Oktober mit einem Satz für Ernüchterung gesorgt. Er meinte bei der anschließenden Pressekonferenz, dass eine Zinssenkung im Dezember „keine ausgemachte Sache ist“. Auch haben mehrere der stimmberechtigten Notenbanker erklärt, dass die Gefahr eines Inflationsschubs weiter zu groß ist.
Trumps Notenbanker ziehen an einem Strang
Dazu zählen Jeffrey Schmid, Präsident der Präsident des Fed Ablegers in Kansas City, und Boston Fed -Präsidentin Susan Collins und Alberto Musalem aus St. Louis. Die prominentesten Befürworter aggressiver Lockerungen sind hingegen Vorstandsmitglieder, die US-Präsident Donald Trump ernannt hat. Unter ihnen Christopher Waller, der Hoffnungen hat, im kommenden Mai Powell abzulösen. Auch Michelle Bowman und Stephen Miran. Miran hat auf sich aufmerksam gemacht, weil er seine Position als Direktor von Trumps Council of Economic Advisers (CEA) behalten hat. Auch fiel der Nationalökonom dadurch auf, dass er mit seinen Forderungen nach kräftigen Zinssenkungen selbst von den anderen Inflationstauben abweicht.
Die Minutes spiegeln aber auch die Folgen des immensen Datendefizits wieder, mit dem die Notenbank als Folge des Shutdown zu kämpfen hat. Gerade in Bezug auf den Arbeitsmarkt. Powell verglich den Entscheidungsprozess zu „einer Autofahrt im Nebel“. Kaum hilfreich wird sein, dass das Bureau of Labor Statistics (BLS) am Mittwoch bekannt gab, dass es erstmals keinen Arbeitsmarktbericht für Oktober geben wird. Sorgen bereitet den Notenbankern zwischenzeitlich die zögerliche Bereitschaft von Firmen, neue Mitarbeiter einzustellen. Deswegen sei in den kommenden Monaten am Jobmarkt eine weitere Abschwächung zu erwarten.
Falken behalten die Oberhand
In Bezug auf die Teuerung stellte das Protokoll fest, dass die Inflationsrate noch „ein wenig erhöht ist“. Zwar sei der Preisdruck, der von hohen Wohnkosten ausgeht, geringer geworden. Ausgleichen würde dies aber die zollbedingte Verteuerung bei Waren. Mit Blick auf den weiteren Kurs der Zinspolitik weckt das daraus gezogene Fazit keine großen Hoffnungen: „Wenig deutet darauf hin, dass die Inflation sich zeitnah und dauerhaft der Zielgröße von 2% nähern wird“, heißt es.
Analysten betrachten das Protokoll als Etappensieg für die in der Mehrheit befindlichen Falken. So sieht das FedWatch Tool der CME Group mittlerweile nur noch eine Chance von etwa 33%, dass das FOMC die letzte Sitzung in diesem Jahr mit einem Zinsschritt nach unten abschließen. Vor einem Monat lag die Zahl bei etwa 90%. Immerhin wird die Fed im Dezember ihre quantitative Straffungen einstellen und damit keine Liquidität mehr aus dem markt abziehen. Das ist wenigstens ein Zeichen dafür, dass die Bereitschaft zur Lockerung der Geldpolitik grundsätzlich noch vorhanden ist.
