US-Konjunktur und Geldpolitik

Fed-Vize warnt vor steigenden Risiken für US-Arbeitsmarkt

Nach Ansicht des stellvertretenden Federal Reserve Vorsitzenden Philip Jefferson ist die Abkühlung am US-Jobmarkt gefährlicher als der zollbedingte Inflationsschub.

Fed-Vize warnt vor steigenden Risiken für US-Arbeitsmarkt

Fed-Vize warnt
vor steigenden Risiken
für US-Arbeitsmarkt

det Washington

Der stellvertretende US-Notenbankchef Philipp Jefferson hat vor einer weiteren Abschwächung des Arbeitsmarkts gewarnt. In einer Rede vor der Federal Reserve Bank von Kansas City sagte Jefferson, dass „sich der Jobmarkt in den vergangenen Wochen abgekühlt hat“. Zwar sei die Lage noch insgesamt stabil. „Dennoch gehe ich davon aus, dass die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende von den relativ niedrigen 4,3% im August leicht ansteigen wird“, so die Nummer Zwei bei der Notenbank. In diesem Zusammenhang bedauerte er als Folge des Shutdown das Fehlen wichtiger Daten. Schließlich sei der amtliche Arbeitsmarktbericht als „Goldstandard“ anzusehen. Den Bericht für September will das Bureau of Labor Statistics (BLS) am Donnerstag nachholen. 

Zölle stehen Inflationsziel im Wege

Laut Jefferson befindet sich die Inflationsrate etwa auf dem Stand vom Vorjahr". Folglich seien Fortschritte auf dem Weg zum Inflationsziel von 2% ins Stocken geraten. Hierzu hätten insbesondere US-Präsident Donald Trumps Einfuhrzölle beigetragen. Ohne die Strafabgaben wäre die Notenbank auf bestem Wege, das Inflationsziel zu realisieren. meinte der Notenbanker. Auch erwartet er, dass sich die Zölle im Schlussquartal verstärkt in den Verbraucherpreisen bemerkbar machen könnten. Dies liege daran, „dass die Bestände an nicht verzollten Waren aufgebraucht sein werden“, erklärte Jefferson. 

Der Fed-Vize vertrat die Auffassung, dass der Shutdown dem zuletzt moderaten US-Wirtschaftswachstum einen Dämpfer verpasst hat. Gleichwohl sei davon auszugehen, dass die Auswirkungen nur vorübergehend sind. In den kommenden Monaten werde es gelingen, die Ansteckungseffekte auch im Privatsektor umzukehren.

Arbeitsmarkt das größere Risiko

Zwar stellt derzeit der Jobmarkt ein größeres Risiko dar als die Teuerung, meinte Jefferson. Dennoch ließ er sich mit Blick auf den weiteren Kurs der Geldpolitik nicht in die Karten schauen. Die letzte Zinssenkung um 25 Basispunkte habe er unterstützt. Der derzeitige Kurs sei „einigermaßen restriktiv“. Gleichwohl liege die Zielzone für den Tagesgeldsatz nun näher an einem neutralen Zins. Ab Dezember, so Jefferson, wird die Fed bei ihrem Bilanzabbau zumindest eine Pause einlegen. Weitere Zinsschritte würden von aktuellen Daten abhängen. Die Notenbank stehe vor einer Herausforderung, da der Shutdown in einigen Fällen sogar zum Wegfall von Daten geführt habe.

Unterdessen hat inmitten des Datendfizits, das der Shutdown in Washington ausgelöst hatte, ein neuer Bericht der Federal Reserve Bank von New York Einblicke in die Konjunkturlage gegeben. Demnach befindet sich die Industrie in einer der wichtigsten Regionen der USA in robustem Zustand. Ungeachtet der Einfuhrzölle und der wirtschaftlichen Unsicherheit legte die Industrieproduktion im Großraum New York im November kräftig zu. Der Empire State Index des dortigen Fed-Ablegers stieg gegenüber dem Vormonat um 8 Zähler auf 18,7 Punkte. „Die Geschäftstätigkeit hat mit solidem Tempo zugenommen“, hieß es in dem Bericht. Dieser beruht auf der Befragung von etwa 200 CEOs und anderen Topmanagern. 

Robuste Auftragslage

Wie die New York Fed berichtete, legten sowohl die Auftragseingänge als auch die Lieferungen zu. Auch deutete der Unterindikator für den Arbeitsmarkt auf gesundes Stellenwachstum hin. Zudem füllten Unternehmen ihre Lagerbestände auf, während sowohl die Erzeuger- als auch die Verkaufspreise leicht zulegten. Zudem gaben die befragten Firmen an, dass sie in den kommenden Monaten planen, ihre Investitionstätigkeit zu verstärken. Gleichwohl schätzten sie die weiteren Aussichten für die Konjunktur und das geschäftliche Umfeld etwas weniger optimistisch ein als im Vormonat.  

Die Märkte blicken nun auf ausstehende Berichte, die nach der Beendigung des Verwaltungsstillstands in den kommenden Tagen anstehen. So wird die Notenbank am Dienstag ihren Bericht zur US-Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung veröffentlichen. Zwar waren Mitarbeiter der Fed selbst von dem Shutdown nicht betroffen. Da es ihnen aber an notwendigen Daten seitens der Regierung fehlte, fiel der Bericht für September aus. 

Folgen des Shutdown

Im August war die Fertigung auf Monatssicht um 0,1% und im verarbeitenden Gewerbe um 0,2% gestiegen. Bankvolkswirte erwarten, dass die Notenbank für Oktober einen leichten Rückgang melden wird. Ein Grund für den Pessimismus ist der Wegfall von öffentlichen Aufträgen während des Stillstands. Deren Volumen wird während des sechswöchigen Shutdown auf 800 Mill. Dollar pro Tag geschätzt.